Wie soll man bei dem Hämmern, Bohren und Krachen nur lernen? Welche Geräuschkulisse die Schülerinnen und Schüler der Realschule Weißenhorn über viele Monate hinweg aushalten mussten, das verdeutlichten sie mit einer originellen Baulärm-Persiflage bei der Einweihungsfeier ihrer Schule in der benachbarten Fuggerhalle. Für ihre Ausdauer, ihre Geduld und ihre Nachsicht wurde die ganze Schulfamilie belohnt: Ihnen steht nun eine der modernsten Schulen im ganzen Landkreis Neu-Ulm zur Verfügung.
Der Landkreis, der Gebäudeeigentümer der Städtischen Realschule Weißenhorn ist, ließ sich die Generalsanierung rund 9 Millionen Euro kosten. Als Zuschuss gewährte der Freistaat 3,1 Millionen Euro. Bayerns erste Bildungsregion investiere jedoch „nicht nur in Steine, sondern auch in die Köpfe und Herzen“ der Schülerinnen und Schüler, betonte Landrat Thorsten Freudenberger. So werden jedes Jahr 85 Prozent des Betriebskostendefizits der Städtischen Realschule Weißenhorn auf dem Kreishaushalt ausgeglichen. Zuletzt belief sich dieser Betrag auf 2,26 Millionen Euro. „Das ist viel Geld, aber Ihre Schulfamilie ist es uns wert“, sagte Freudenberger.
Bei der vom einheimischen Architekten Thomas Schmidl geplanten und projektierten Generalsanierung hatten die Handwerker bei laufendem Schulbetrieb im Frühjahr 2014 erste Hand angelegt. Im Zuge des Umbaus wurden die Lehrer-, Verwaltungs- und Klassenzimmer sowie die Aufenthaltsbereiche der Schule funktionaler gestaltet. Der Einbau eines Aufzugs ermöglicht nun den barrierefreien Zugang zu allen Ebenen des Hauptgebäudes.
Die gesamte Gebäudehülle wurde energetisch saniert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Die Heizung bezieht Nahwärme von einer landwirtschaftlichen Biogasanlage, zusätzlich ist sie an das Fernwärmenetz des Müllheizkraftwerkes im Gewerbegebiet Eschach angeschlossen. Mit dieser Beschreibung zeigte Landrat Thorsten Freudenberger auf, „dass wir ein sozialer und ein ökologischer Landkreis sind“.
In den Herbstferien 2016 war das runderneuerte Schulhaus bezugsfertig. Später als geplant, weil sich die Bauarbeiten als wesentlich komplizierter als erwartet herausgestellt hatten. Schuld war eine „böse Überraschung“, so Freudenberger: Die vorhandene Bausubstanz wies Schadstoffbelastungen auf, so dass das kontaminierte Gebäude nahezu vollständig entkernt und wieder aufgebaut werden musste.
Rechtzeitig zum Beginn des laufenden Schuljahres im September fand das Gesamtprojekt mit der Fertigstellung des überdachten Übergangs von der Realschule zur Fuggerhalle sowie dem Umbau eines Klassenzimmers zum Biologiesaal seinen Abschluss. Jedenfalls insoweit, dass die generalsanierte Städtische Realschule nun offiziell eingeweiht werden konnte.
Schulleiter Hubert Miesauer hat aber schon genaue Vorstellungen, wie die Schulanalage noch optimiert werden kann: Das Außengelände samt Sportanlagen müsse auf Vordermann gebracht werden, innen brauche man noch flächendeckendes, schnelles WLAN – und neue Tablets, trug er seine Forderungen an Stadt und Landkreis vor.
Landrat Thorsten Freudenberger verwies darauf, dass in den kommenden Wochen die Digitalisierungsoffensive für die kreiseigenen Schulen um weitere Schritte vorangebracht werde. Weißenhorns Bürgermeister Dr. Wolfgang Fendt schwebt vor, den Außenbereich der Schule, der „noch kein Glanzpunkt“ sei, „in Richtung eines Campus zu entwickeln“. Erste dahingehende Gespräche hätte die Stadt bereits mit dem Landkreis geführt.
Der Ministerialbeauftragte für die Realschulen im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, Bernhard Buchhorn, würdigte den Landkreis als „Zukunftsmöglichmacher“. Seine Investitionen in die Bildung seien die besten Investitionen für die Zukunft.
Auch die Schüler- und Lehrerschaft ernten von allen Seiten viel Lob: für ihre Geduld, ihr Engagement sowie ihre Disziplin und ihr Durchhaltevermögen während der langen Zeit unter erschwerten Umständen. Vertreterinnen des Lehrerkollegiums, der Schülerschaft und der Eltern stellten in der abschließenden Einlage zu Recht ein wenig stolz heraus: „Es ist auch unter schwierigen Bedingungen gelungen, die Schule am Funktionieren zu halten.“
Wer die konstruktive Kreativität der Weißenhorner Realschülerinnen und -schüler sowie ihrer Regie führenden Lehrerinnen und Lehrer bei den Showeinlagen während der Einweihungsfeier erlebt hat, der wundert sich darüber nicht. Konrektor German Rapp sprach ein wahres und donnernd beklatschtes Schlusswort: „Ihr habt uns ein tolles Programm geboten!“