Tausende Schülerinnen und Schüler schließen jedes Jahr mit der Schule ab und fragen sich: Was jetzt? Ratschläge und Tipps kommen von allen Seiten: Von den Eltern, Freunden, Berufsberatern, aus der Politik. Der ehemalige Kulturstaatsminister und Professor für Philosophie und politische Theorie, Julian Nida-Rümelin, warnt zum Beispiel vor einer Akademisierung bei wachsender Jugendarbeitslosigkeit. „Die Schulen, auch die Gymnasien, müssen deutlich machen, dass es neben akademischen Berufen auch andere Berufe gibt, die faszinierend sind, in denen man gut verdienen kann und in denen die Arbeitslosigkeit sehr gering ist.“ Aus der Sicht von Schulabgängern heißt die Frage eher: Welcher Beruf hat Zukunft, welcher davon macht mir auch später noch Spaß und brauche ich dazu wirklich ein Studium? Der Radiosender SWR3 diskutiert von 15. bis 19. Februar mit Lehrlingen, Gesellen, Meistern und Experten über Handwerksberufe, persönliche Pläne und reale Perspektiven.
Ein Glücksfall für das Handwerk: Tobias Haussler
Einer wie Tobias Haussler aus dem hohenlohischen Pfedelbach wird auf dem Arbeitsmarkt dringend gebraucht. Der 21-Jährige ist im zweiten Lehrjahr und weiß auch warum: Schon seit seiner Kindheit will er Metzger werden. „Meine Familie hat einen landwirtschaftlichen Betrieb und ich habe von klein auf bei den Hausschlachtungen geholfen. Ich wollte das dann richtig lernen.“ Tobias ist ein Glücksfall für seinen Ausbilder Wolfgang Reichert. Denn viele Metzgereien finden seit Jahren keine Auszubildenden mehr. In anderen Handwerksberufen sieht es nicht viel besser aus. Aber warum wollen immer mehr junge Menschen studieren?
Ausbildung durchziehen statt Studium abbrechen
Dabei könnte man dieses Thema ganz gelassen angehen, wie Sarah Vrkljan(24). Die Stuttgarterin arbeitet als Gesellin in einem Automobilzulieferer-Betrieb. Den Tipp, sich als Industriemechanikerin ausbilden zu lassen, bekam sie unverhofft von Ingenieuren im Fanblock des Stuttgarter Fußballstadions. Sie ist froh über ihre Entscheidung: „Manche aus meinem Abi-Jahrgang haben schon drei Mal ein Studium angefangen und wieder abgebrochen. Ich hab’ einen Beruf und verdien’ mein eigenes Geld. Studieren kann ich ja immer noch, wenn ich will.“