Edwin Scharff Museum bietet Kinder mit Gewalterfahrungen Gruppenerlebnisse und Kreativität

esm_Kunstgruppe_Illustratio Franziska Herdter: zg

Neue Kooperation zwischen Kinderschutzbund und Edwin Scharff Museum vorgestellt

Das Edwin Scharff Museum ist zur Hälfte ein Kunstmuseum und zur anderen Hälfte ein Kindermuseum. Mit dieser Kombination und in dieser Gewichtung ist es einzigartig in Deutschland. Das Haus am Petrusplatz versteht sich als Bildungs- und Erfahrungsort für Erwachsene, aber ganz explizit auch für Kinder. Auch für solche Kinder, die weniger Glück mit ihren Lebensumständen haben.

Seit Herbst 2021 bietet das Edwin Scharff Museum Kindern mit Gewalterfahrungen einen geschützten Ort für Gruppenerlebnisse und Kreativität. Unter Leitung der Kunsttherapeutin Anna Heier vom Kinderschutzbund Ulm / Neu-Ulm machen diese Kinder in der Museumswerkstatt wertvolle Erfahrungen, die zu mehr Vertrauen und Resilienz führen.

„Wir verstehen uns als ein Ort der Kinder ernst nimmt und auf die Bedürfnisse von Kindern eingeht. Daher möchten wir Kinder auch in dieser besonderen Situation begleiten und stärken“, sagt Dr. Helga Gutbrod, Leiterin des Edwin Scharff Museums. „Und wir freuen uns über diese tollen Räume und Möglichkeiten hier für unsere Schützlinge“, sagt Kathrin Schulthess, Vorstandsvorsitzende des Kinderschutzbundes Ulm / Neu-Ulm. Beide Seiten wollten schon länger miteinander kooperieren und freuen sich, den Plan jetzt in die Tat umgesetzt zu haben.

Das Kinderschutzzentrum des Kinderschutzbundes Ulm / Neu-Ulm war im Jahr 2021 Anlaufstelle für 410 Kinder mit unterschiedlichen Gewalterfahrungen, darunter problematische Trennungen der Eltern, häusliche und sexualisierte Gewalt.

Der Kinderschutzbund mit Kinderschutz-Zentrum und Psychologischer Beratungsstelle finanziert sich ganz überwiegend aus Spenden. Die Stelle der Kunsttherapeutin Anna Heier wird von der Beurer Stiftung Medizintechnik finanziert.

Seit dem vergangenen Herbst betreut Anna Heier vier Kinder zwischen sieben und dreizehn Jahren alle 14 Tage in einer festen Gruppe in den Räumen des Edwin Scharff Museums. Alle vier wurden zuvor durch Einzeltherapien stabilisiert. Auch ihre Eltern wurden separat von eigenen Betreuern begleitet. Dann waren die Kinder bereit für Gruppenerfahrungen, die auch für den Dt. Kinderschutzbund ein neues Format sind.

„Es geht darum, in einem vertrauten und geschützten Rahmen Selbstsicherheit und Selbstwirksamkeit zu erleben“, erklärt Heier, „das ist persönlichkeitsstärkend“ Es wird geredet, gemalt, gestaltet und erzählt. Heier sieht sich mit den Kindern auch die Ausstellungen an und spricht mit ihnen über ihre Wahrnehmungen. Das hilft, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, ernst zu nehmen und auszudrücken. „Und das Gestalten hilft, aus immer gleichen Gedanken auszubrechen. Beim Malen kommen Dinge zu Papier, die man nicht bewusst gedacht hat,“ ergänzt die Kunsttherapeutin. Das Kinderschutz-Zentrum betreut Kinder mitunter ein bis zwei Jahre lang.

„Die Kinder sollen hier auch einfach Spaß haben. Sie dürfen und sollen sich ausprobieren, so richtig in die Farbe greifen, sich wohl fühlen“, sagt Dr. Helga Gutbrod. „Mittlerweile laufen sie hier auch schon ganz anders durch die Räume. Weil es inzwischen „ihre“ Räume sind“.