Ideenreich nachhaltig: Wie Unternehmen in der Region jetzt noch mehr Energie sparen wollen

Weil unklar ist, wie lange Deutschland noch Gas aus Russland beziehen kann, hat die Bundesregierung die Gaswarnstufe 1 ausgerufen. Dies bedeutet, dass alle Verbraucher und besonders Unternehmen den Gasverbrauch senken müssen, wo es möglich ist. KidS hat einige Unternehmen in der Region gefragt, was sie aktuell tun.

„Die Gas-Frühwarnstufe ist eine Vorsorgestufe. Jeder ist angehalten, über seinen Gasverbrauch nachzudenken und Gas zu sparen. Es ist auch ein Signal an die Industrie, möglichst auf die Gasmengen zu verzichten, die bisher verbraucht werden. Und an den Staat, möglichst die Gasspeicher aufzufüllen.“ – Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur

Adrian Büsselmann vom Ulmer Zelt:

Adrian Büsselmann

Wir vom Ulmer Zelt legen ja schon immer großen Wert auf Nachhaltigkeit und ressourcenschonende Arbeitsweise. Wir beziehen SWU Naturstrom und haben dieses Jahr auch ein gebrauchtes Elektrofahrzeug für die Spielzeit zur Verfügung. Es gibt seit vielen Jahren ein Pfandsystem fürs Geschirr, Einweg-Verpackungen werden nicht verwendet. Für die nächsten Jahre ist noch ein Ausbau des Fahrrad-Stellplatzes geplant und eventuell Solorpanel-Ergänzungen.

Sonja Linsin, Leiterin des Ferien- und Erlebnisdorf Sonnenmatte:

Wir haben in 2019 an unsere ganzen Ferienhäuser die Aussenfassade inklusive neuer Dämmung umgesetzt, was damals schon zur Energieeinsparung passierte. Da bei uns seit letztem Jahr die Entscheidung ansteht, welches neue Heizsystem in unsere Häuser eingebaut wird, tendieren wir sehr zu einer Stromheizung, da wir eine große Photovoiltaikanlage seit 2019 auf unserem Appartementhaus haben. Aktuell haben wir noch Nachtspeicheröfen.

Sandra Linsin

Ebenso haben wir in allen Ferienhäusern und auch in allen weiteren Gebäuden auf LED umgestellt und alle Bildschirme und sonstige Geräte werden nachts ausgeschaltet und bleiben nicht mehr im Standby eingeschaltet. Die verschiedenen Druckergeräte wurden gegen ein großes Gerät ausgetauscht, so dass man die Vielzahl an Druckergeräten deutlich reduziert hat. Ebenso haben wir alle unsere Mitarbeiter noch stärker sensibilisiert was die Nutzung von Energie über Licht und Heizung betrifft.

Tanja Reul, Logopädiepraxis Reul:

Tanja Reul

Ja, wir sparen ein. Wir haben privat einen Holzofen der jetzt für die Übergangszeit gute und regelmäßige Dienste leistet. In der Praxis heizen wir mit Öl und versuchen natürlich auch hier entsprechend am „Hahn zu drehen“. Aber immer so, dass es für uns und unsere Patienten noch ein Wohlfühlen in Pullover ist und keiner sich eine Winterjacke überwerfen muss.

Lea Lang von MILELA, Minimalismus & Ordnungscoaching in Ulm und Umgebung:

Lea Lang

Ich wollte schon lange einmal das Duschen mit kaltem Wasser ausprobieren. Die aktuelle Ressourcenknappheit habe ich nun zum Anlass genommen, es zu testen! Was soll ich sagen? Seitdem bin ich jeden Morgen auf einen Schlag richtig wach! Mein Büro führe ich zu 100% papierlos. Das spart Energie, Platz, Zeit und Geld – wunderbar! Wir heizen und kochen mit Holz. Das bietet uns eine wohlige Grundwärme und spart immense Ressourcen. Wir haben in Räumen wie Flur oder Vorratskammer Bewegungsmelder installiert. So kann niemand vergessen, das Licht wieder auszuschalten und wir können dadurch den Stromverbrauch senken.

Anika Janas

Anika Janas vom Archäopark Vogelherd:

Tatsächlich haben wir nur noch wenig Möglichkeiten Energie einzusparen, denn die Technik im Park und im Gebäude ist schon sehr effizient aufgestellt und lässt kaum Veränderungen zu. Die Gefrier- und Kühltechnik, sowie die Spülmaschinen, Backofen, Kaffeemaschinen und die Alarmtechnik bleiben eingeschaltet. Lediglich bei der Beleuchtung im Gebäude können wir einsparen, indem wir alle nicht benötigten Lampen ausschalten. Natürlich haben wir längst auf LED-Beleuchtung umgestellt. Die Heizung im Gebäude wird im Sommerbetrieb ohnehin heruntergefahren, das war auch schon vor der Gaswarnstufe üblich.

Dr. Dipl.-Psych. Melanie Steiner

Dr. Dipl.-Psych. Melanie Steiner, Geschäftsführerin AshtangaYoga.info:

Schon immer versuchen wir aus Gründen des Umweltschutzes, aber auch aus finanziellen Gründen möglichst energiesparend zu leben. Daher haben wir bewusst unseren Wohnort nicht im Umland von Ulm gewählt, sondern sind auch nach der Familiengründung vor fünf Jahren in der Stadt geblieben, wo wir auch arbeiten. Mit unseren beiden Jungs tingeln wir mit unserem Lastenrad von Spielplatz zu Spielplatz oder in die Natur um Ulm herum. In den letzten drei Jahren haben wir dafür mit dem Lastenrad nahezu 15.000 Kilometer absolviert. Unser Auto benutzen wir nur für Urlaubsreisen, längere Distanzen und wenn wir wirklich schwere Dinge zu transportieren haben (oder wenn das Wetter wirklich schlecht ist). Unsere Wäsche trocknen wir möglichst häufig auf dem Balkon; der Wäschetrockner bleibt aus –so wie auch die Lichter, wenn wir gerade nicht in einem Raum sind.

Natascha Bruns, Fachbereichsleiterin Kinder- und Jugendkunstschule Kontiki, vh Ulm

Natascha Bruns

Wir wollen nun immer mehr generell auf das Thema Nachhaltigkeit achten, allerdings nicht speziell wegen der „Gaswarnstufe“. Wir sind dabei, Schulungen für unser Kollegium zu organisieren zum Thema Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb und vor allem auch zum nachhaltigen Umgang mit künstlerischen Materialien, also besonders auch für die Durchführung unserer Angebote.

Yvonne Vogel, Heilpraktikerin:

Yvonne Vogel

Ich lebe ja gern in der Frage und habe die Frage deshalb weitergegeben. Bei meiner kleinen Tochter kam da sofort: „Lass uns einfach jeden Abend den Kamin anmachen, das ist immer so gemütlich!“

Katy Kühnle von der Stoffwelt in Neu-Ulm:

Katy Kühnle

Wir hoffen auf einen sonnigen Herbst/Winter, damit über unser Glasdach die Raumtemperatur und Laune steigt. Unsere Automatiktür öffnet/schließt nach jedem Kunden, wir hoffen auf die Geduld unserer Kunden, das Eilige nicht mit der Tür kollidieren wie sehr oft in der Vergangenheit. Unsere Mitarbeiter kommen im Zwiebel-Look, schließlich sind die Laufwege in unserer 1600 qm großen Halle für unsere Kolleginnen so lang, da wird einem schon warm. Natürlich haben wir auch das passende Sortiment: Wollstoffe zum Beispiel, aus denen sich tolle Mäntel, Jacken, Ponchos und Plaids machen lassen. Auch Fleecestoffe und Kunstfelle zum Füttern oder Verzieren bieten für jeden kreative Möglichkeiten ein Kleidungstück zum Kunstwerk werden zu lassen, das trendy ist und warm. Das Quilten von Patchworkdecken kann man ebenfalls bei uns lernen. Toll sind auch gestrickte Sofa-Decken; die halten schon beim Stricken warm – und natürlich selbst gestrickte Pullis und Jacken. Für den Wohnbereich gibt es isolierende Dekos für die Fenster oder den Windfang, die nicht nur vor Zugluft schützen, sondern auch ein schöner Blickfang sind.

Torsten Keller

Torsten Keller, Center Manager in der Glacis-Galerie:

Das Thema Energiesparen ist bei uns schon lange vor der „Gaswarnstufe“ auf der Agenda gewesen, daher arbeiten wir an diesen Themen schon länger und haben auch bereits zahlreiche Einsparungen erzielen können. Insbesondere die effektiven Schaltzeiten von Anlagen waren hier ein wichtiger Einsparfaktor, die doch teilweise sehr großen Anlagen sollten laufen bei uns nur noch, wenn wir Sie auch wirklich benötigt werden. Die aktuelle Lage bekräftigt uns natürlich in unseren Bemühungen weitere Einsparpotentiale zu finden.

Ravensburger Spieleland, Verena Meschenmoser, Marketing und Event Manager:

Im Ravensburger Spieleland setzen wir bereits seit Jahren auf nachhaltige Energieressourcen. So beziehen wir für unsere Gastronomie und unsere Attraktionen 100% Strom aus Wasserkraft aus Vorarlberg. Ein kleiner Teil unserer Heizungen wir aktuell noch mit Gas betrieben. Unabhängig von der Gaswarnstufe, werden wir diese nach und nach auf Strom aus erneuerbaren Energien umrüsten.

Daniel Pfeiffer

Daniel Pfeiffer, Geschäftsführer der Staudengärtnerei Gaißmayer in Illertissen:

Im Bereich Museum soll die Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt werden. Die Anträge dafür laufen, und wir holen auch schon Angebote ein. Im Bereich Gärtnerei wurde in den Folienhäusern von Heizöl auf Pellet- und Photovoltaiv-Kombination umgestellt. Zudem sind wir gerade dabei eine Pilotanlage im Bereich Schattierung und gleichzeitige Energiegewinnung zu installieren. Die Firma Agri- Photovoltaic montiert dazu Röhrenzellen auf die Schattenhallen moniert, die Solarenergie gewinnen und gleichzeitig unsere Schattenpflanzen beschattet. Und wir werden bis in etwa drei Monaten E-Ladestationen für E-Autos und E-Bikes für unsere Besucher installieren.