LAVI: Leichter lernen ohne Druck

LAVI – Erste freie Alternativschule Ulms entsteht

Volle Klassen, Leistungsdruck, Schüler und Lehrer im Stress. Nicht nur Kinder wünschen sich eine entspannte Lernatmosphäre und mehr Freude beim Lernen. Zunehmend fordern Eltern Alternativen zum staatlich geprägten Schulsystem. Eine neue Initiative engagierter Familien in Ulm sucht nach neuen Wegen: Die erste freie Alternativschule Ulms „LAVI“ soll im Herbst 2021 mit den Stufen 1-7 und 30 Schülerinnen und Schülern starten. Einziges Hemmnis: Noch fehlen Gelder und Räume.

Das deutsche Schulsystem steht immer wieder in der Kritik – zu starr, zu konservativ, zu sehr auf Leistung getrimmt und gleichzeitig nicht individuell genug. Die festen Strukturen des staatlichen Bildungssystems lassen in der Regel nicht zu, dass individuelle Fähigkeiten und Begabungen der einzelnen Schüler genügend gefördert werden. Im Gegenteil: Diese werden eher unterdrückt, wenn sie nicht mit dem Bildungsplan übereinstimmen. Das führt nicht nur zu Schulunlust oder -frust, sondern ist immer häufiger auch Grund für frühe Erkrankungen. Dem arbeiten Schulen mit alternativen Konzepten entgegen.

Schule neu aufgestellt: Ein Konzept der Wertschätzung

Mitbestimmung, Selbstbestimmung, freie Potentialentfaltung und Selbstverwaltung sind grundlegende Pfeiler des Schulprogramms der etwa 100 Freien Alternativschulen in Deutschland unter dem Dachverband BFAS (Bundesverband für freie Alternativschulen). Der Standort Ulm war hier bislang nicht vertreten.

Anneke Dannenberg, Gründungsmitglied des Vereins LAVI: „Ich kenne Familien, die in andere Bundesländer ziehen oder gar auswandern, weil sie hier im näheren Umkreis von Ulm keine Schule finden, die zu ihnen passt. Wir wollen das Bildungsangebot in der Region weiter bereichern, den Bedürfnissen vieler Familien nachkommen und ihnen auch damit einen Grund zum Bleiben geben“.

Das Prinzip der LAVI: Der sich entfaltende Mensch und die Gemeinschaft stehen im Mittelpunkt

LAVI ist ein eher ungewöhnlicher Name für eine Schule und steht als Akronym für „Liebe, Achtsamkeit, Vertrauen und Integrität“. Hinter dem kurzen Namen steht ein ausgefeiltes Konzept. Schlagworte wie „bewertungsfreie und nicht direktive Begleitung“, „selbstbestimmtes, intrinsisch motiviertes Lernen“, „soziokratische Mitbestimmung“ lassen das Bild eines ganz anderen Schulalltags entstehen. Dem liegen die Vorstellung und das Vertrauen zu Grunde, dass sich jeder Mensch entwickeln will. Das Angebot der LAVI stellt dieses Grundbedürfnis und das Leben und Lernen in Gemeinschaft in den Mittelpunkt aller Aktivitäten und bereichert es unter anderem durch Mischen von Altersklassen, gemeinsame Gestaltung des Schulalltags, Lernen in und mit der Natur und selbstorganisiertes Lernen. „Kinder und Jugendliche sollen ihre ganz eigenen Potentiale entfalten können, eine glückliche Schulzeit erleben und zu mündigen, gesunden und selbstbewussten Erwachsenen reifen, als Vorbereitung auf eine heute noch unbekannte Zukunft.“ LAVI setzt bewusst geeignete Lernmethoden und -formate ein und nutzt Umgebungen, die den individuellen Lernprozess der Kinder und Jugendlichen unterstützen.

Themen wie gesunde Ernährung, Reparieren oder Herstellen von Gegenständen, mündige Nutzung von Medien, Bewegung, Künste und Handwerk, soziales und nachhaltiges Wirtschaften haben einen hohen Stellenwert.

Frei bedeutet nicht, dass es keine Regeln und Orientierung gibt!

An demokratischen Schulen wie LAVI gibt es meist sogar mehr Regeln als an Regelschulen. Im Unterschied zum klassischen Schulkonzept werden hier jedoch die Regeln gemeinsam erstellt und können jederzeit angepasst werden, wenn sich Bedürfnisse geändert haben.

Außerdem gibt es klare Strukturen: Der Schultag beginnt mit einer individuellen Ankommensphase zwischen 8 und 9 Uhr. Nach einer anschließenden Begrüßungsrunde werden freiwillige Angebote und Aktionen vorgeschlagen und Betreuungswünsche geklärt. Mittags wird gemeinsam reflektiert, es werden Erlebnisse geteilt oder neue Pläne gemacht. Täglich gibt es selbst zubereitetes, ökologisches, regionales und saisonales Essen. Der Nachmittag ist als offener Lern- und Begegnungsraum geplant.

Freie Alternativschule Ulm: Keine entrückte Enklave

Angesichts des „gelernten“ klassischen Ausbildungswegs klingt das LAVI-Konzept zunächst sehr gewagt. Die LAVI orientiert sich zwar am Bildungsplan 2016, jedoch ohne die Inhalte in Fächer und feste Stundenpläne zu pressen oder die Leistungen durch Noten zu bewerten. Stattdessen werden Arbeiten in Begleitung des selbst gewählten Mentors durch Entwicklungsportfolios und Kompetenzraster gesammelt und dokumentiert. Zum Abschluss wird daraus ein sehr persönlicher, aussagekräftiger Bericht erstellt. Natürlich sind auch die klassischen Schulabschlüsse möglich – sie werden individuell vorbereitet und begleitet und extern absolviert.

Aus Vision zur Profession: Starthilfe gesucht!

Heute ist die LAVI eingetragener, gemeinnütziger Verein mit individuellem Erscheinungsbild und vielen Plänen für die Zukunft. Auf lange Sicht soll er um einen Naturkindergarten, Angebote in der Erwachsenen- und Familienbildung und Selbstversorgung erweitert werden, um das ganzheitliche Konzept abzurunden. Dafür sucht die LAVI Kooperationspartner, Unterstützer, Spenden und aktuell vor allem: ein naturnahes Grundstück bis zu 25km im baden-württembergischen Umkreis von Ulm, mit oder ohne Gebäude.

Weitere Informationen auf https://lavi-ulm.de

Dabeisein? Leicht! Interessierte können Kontakt aufnehmen, an einem Info-Abend teilnehmen und ihre Kinder zum kommenden Schuljahr 2021/22 online unverbindlich anmelden unter https://lavi-ulm.de/Files/Anmeldefahrplan.pdf