Zehn Jahre Well-Come: Wer Hilfe braucht, bekommt sie auch

Einmal in Ruhe duschen! Wer ein Baby oder Kleinkind allein betreut, kann davon nur träumen. Es sei denn, jemand unterstützt ihn: die Großeltern, Freunde – oder eine Helferin von „well-come“, dem Hilfsdienst, den die Familienbildungsstätte Ulm seit zehn Jahren anbietet, in Neu-Ulm in Kooperation mit der Koordinationsstelle Frühe Kindheit (KoKi).
Wie viele alltägliche Kleinigkeiten mit Kind plötzlich zum Hindernislauf werden, hat Rose Volz-Schmidt, die Leiterin einer Familienbildungsstätte in Hamburg, nach der Geburt ihres ersten Kindes selbst erlebt. Verheiratet, aber weit weg von allen Angehörigen, entwickelte die erfahrene Netzwerkerin die Idee einer Organisation, die freiwillige Helfer an junge Mütter vermittelt. Unter dem Namen „Well-come“ ist das Franchise-Unternehmen mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet, meist angeschlossen an Familienbildungsstätten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat persönlich die Schirmherrschaft übernommen.
Die Ulmer Familienbildungsstätte gehörte zu den ersten, die das neue Konzept aufgriffen. „Gerade in Ulm“, erklärt die Leiterin Andrea Bartels, „gibt es viele Familien, die neu oder nur zeitweise in Ulm sind und deshalb hier noch gar kein soziales Netzwerk haben.“ Sie können bei „well-come“ Hilfe beantragen. Eine ehrenamtliche Helferin kommt dann einige Wochen oder Monate lang je nach Absprache ein- oder mehrmals pro Woche zu festen Zeiten, gegen eine geringe Aufwandspauschale. „Haushaltsarbeiten werden nicht übernommen“, betont Andrea Bartels, „aber der ganze Alltag mit Kind wird entzerrt. Die Helferin kann mit dem älteren Kind spielen oder das Baby spazierenfahren, aber auch Tipps geben, zum Beispiel: Was macht man gegen einen wunden Popo?“

Die Erfahrung zeige: „Wenn die erste Zeit gut abgefedert ist, läuft es meistens gut weiter“, berichtet Andrea Bartels. Die Universität Kiel hat das „well-come“-Angebot evaluiert und dessen Wirksamkeit wissenschaftlich belegt. Das Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet.
Das Angebot gilt für alle Familien. „Es geht weder um ,Problemfamilien‘ noch um den finanziellen Hintergrund“, betont Renée Jacqueline Grote, die „well-come“ an der Familienbildungsstätte Ulm koordiniert. „Wir lehnen niemanden ab! Ich beurteile auch nicht, wie schlimm die Situation ist, sondern wenn jemand Hilfe möchte, bekommt er sie auch, punktum.“
Mit den Familien hat die Koordinatorin zunächst nur zu tun, bis sie eine passende, möglichst wohnortnahe Helferin gefunden hat; dann nur noch, wenn es Schwierigkeiten gibt, was aber selten vorkommt. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Helfer zu betreuen und zu beraten sowie Weiterbildungen zu organisieren. Etwa 30 Ehrenamtliche sind zur Zeit im Einsatz, viele davon schon seit Jahren. Manche pausieren nach einem Einsatz eine Weile, andere wechseln direkt von einer Familie in die nächste. „Wir könnten noch mehr brauchen“, sagt Renée Jacqueline Grote. „Derzeit können wir nicht auf alle Anfragen sofort reagieren.“

„well-come“-Koordinatorin Renée Jacqueline Grote, Tel. 0731/96286-18, ulm@wellcome-online.de