Wie ein großer Themen-Spielplatz ist die neue Ausstellung im Edwin-Scharff-Kinder-Museum aufgebaut. Hier wird nichts angeleitet; nicht „Mitmachen“, sondern „Selbermachen“ ist gefragt. Die Besucher sollen ja herausfinden, was sie alles können.
Die unbefangene Neugier eines Kindes ist nötig, um die Ausstellung „Was DU alles kannst“ zu erkunden. Erwachsenen verlangt es meist einiges an Mut ab, geschlossene Schranktüren, Dosen und Verpackungen zu öffnen; das müssen sie aber, denn darin verbergen sich die Gegenstände, mit denen dann gespielt werden kann: Im „Könnomaten“ verbergen sich zum Beispiel in den Schränken Yogamatten und Geschirr, in der uralten Blechdose Chips für den Kaugummiautomaten, aus dem keine Süßigkeiten, sondern „Hausaufgaben“ fallen („Nähe einen Kissenbezug aus Stoffresten!“).
„Ausgangspunkt unserer Überlegungen war die Arbeitswelt“, berichtet Museumsleiterin Helga Gutbrod von den Anfängen dieser ersten vom Museumsteam selbst konzipierten Ausstellung im Kindermuseum. Schnell sei klargeworden, dass es nicht um die Erwerbsarbeit als solche gehen soll, sondern um sinnstiftende Tätigkeit. Ausgearbeitet wurden schließlich vier Bereiche: Handwerk, Pflege, Sprache und, natürlich, „Kreatives“.
Im Bereich Pflege steht ein echtes Pflegebett, in das sich ein Kind oder ein Erwachsener legen und von seinen Begleitern mit Verbandmaterial, „Essen“ und „Trinken“, aber auch Trost und Unterhaltung, versorgen lassen kann.
Ein Fachwerk aus vorbereiteten Balken zusammenfügen oder eine ganze Blockhütte aufbauen: Sowas geht im Handwerksbereich der Ausstellung, wo auch Messgeräte zum Ausprobieren bereitliegen und Bohrmaschinen mit Seilen betrieben werden können.
„Sprache“ wird an drei Stationen erlebbar gemacht: eine Telefonzelle für die gesprochene Sprache, ein Pickinick für den geselligen Aspekt und ein „geheimer Raum“ mit Buchstabenrätseln und Schriftzeichen-Übersetzen.
Ausdrücklich um Kreativität geht es dann im Spiel mit großen, flauschigen weißen Schaumstoffquadern, an mit Sand bedeckten Leuchttischchen und in einem kleinen „Kinderzimmer“, in dem jeder Gegenstand bei Berührung eine Klangfolge in Dauerschleife auslöst, so dass sich mit der Zeit eine Art Elektronik-Klangteppich ergibt. Welcher Gegenstand welches Geräusch macht, gilt es jeweils selbst herauszufinden.
„Es geht darum, Selbstwirksamkeit zu erfahren“, erklärt die Projektleiterin und Kuratorin Birgit Höppl, „Erfahrungen selbst zu machen und sich mehr zuzutrauen.“
Auch die Erzählungen anderer können zum eigenen Erfahrungsschatz beitragen; deshalb werden in einem Korridor Videos von „Begeisterungsbuddies“ gezeigt, die von ihrer Tätigkeit berichten, darunter eine Lastwagenfahrerin und der Biobauer René Schimming aus Neubronn, der erst Lebensmittelchemie studiert hatte, dann aber mehr Gefallen daran fand, selbst eine Landwirtschaft zu betreiben.
„Das Thema Selbstwirksamkeit zieht sich bis ins Alter durch“, gibt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Julia Schmidt zu bedenken: „Denn der Mensch verändert sich ja ständig, lernt und verlernt alles Mögliche. Vielleicht kann ich nicht mehr schnell rennen, aber dafür backe ich den weltbesten Apfelkuchen.“
Die Ausstellung sei ausdrücklich nicht nur für Kinder gedacht, betont Dr. Helga Gutbrod. „Mitmachausstellungen sind immer für alle Altersstufen fruchtbar zu erleben.“
Titelbild von: Edwin Scharff Museum