Naturschutzfördergelder

Gute Nachricht für Mittelspecht und Halsbandschnäpper, aber auch Fledermäuse, Insekten, Amphibien und alle weiteren Waldbewohner. Grund dafür ist unter anderem der Nutzungsverzicht auf 20 Hektar in einem naturschutzfachlich hochwertigen Auwald bei Ay. Zusätzlich wurden im ganzen Landkreis 320 Biotopbäume und 114 Stück Totholz gefördert. Und auf zwei Hektar bei Elchingen darf der Biber mit seinen Aktivitäten die Artenvielfalt fördern. Für dieses Programm hat der Freistaat Bayern dieses Jahr Naturschutzfördergelder in Rekordhöhe von 123.890 Euro für den Landkreis Neu-Ulm bereitgestellt. Wichtig für alle Waldbesucher in diesem Zusammenhang ist es zu wissen: Eine gewellte Linie um den Baum bedeutet nicht, dass der Baum gefällt wird. Im Gegenteil dieser Baum ist einer der oben aufgezählten Biotopbäume.

„Grundvoraussetzung für dieses tolle Ergebnis ist die hervorragende Zusammenarbeit der Revierförster des Amts für Landwirtschaft und Forsten Krumbach-Mindelheim mit uns und deren intensiver Geländeeinsatz bei der Einmessung der Bäume“, sagt der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Neu-Ulm, Michael Angerer. „Selbstverständlich dürfen aber auch die Waldflächen und die Interessenten für das Programm nicht fehlen.“ Nicht nur Kommunen und Waldgenossenschaften engagierten sich dieses Jahr mit ihren Waldflächen im Naturschutz, gerade im Privatwaldbereich sei dieses Jahr ein „erfreulich reger Zuwachs an hochwertigen Flächen“ zu verzeichnen, so Angerer.

Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Biotopbaum“? Ein Biotopbaum ist ein Baum, der durch seinen Wuchs, durch eine Schädigung, durch Witterungseinflüsse oder durch tierische Einwirkung wiederum einen Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze bietet. Kurz gesagt: Es ist ein Baum mit einer Baumhöhle, einer Spalte, einer Faulstelle, einer Mulmhöhle oder beispielsweise mit abstehenden Rindenplatten.

Gerade hinter letzteren verbergen sich gerne Fledermäuse. Mulmhöhlen werden häufig von holzbewohnenden Käferarten genutzt. Und Baumhöhlen können unter anderem von Vögeln, Fledermäusen, aber auch von Kleinsäugern bezogen werden. Genauso ist eine Art Wohngemeinschaft zwischen den höhlenbewohnenden Arten nicht selten anzutreffen. „Das ist ein Hinweis auf den Mangel an geeigneten Quartierbäumen“, erläutert Jonas Benner von der Biodiversitätsberatung im Landratsamt Neu-Ulm.

Die Endstufe im Entwicklungsprozess eines Baumes ist das Totholz. Selbst bereits tot, bietet der Baum wiederrum Lebensraum für unzählige Moose, Pilze, Insekten, Schnecken, Vögel und Säugetiere. „Nicht nur unter ökologischen Gesichtspunkten ist der Verbleib des Totholzes im Wald sinnvoll, sondern auch aus Klimaschutzgründen. Bis ein alter, dicker Baum vollständig zersetzt ist, braucht es meist viele Jahrzehnte“, erklärt Benner. Dass es durch das Totholz im Wald auch mal wilder – naturnäher – aussieht, stimmt oft mit dem bisherig „gewohnten Waldbild“ nicht überein. „Wie alles ist dieses „unaufgeräumte Waldbild“ eine  Gewohnheitssache und wir sollten uns daran gewöhnen, wenn wir Naturschutz im Wald betreiben wollen“, fügt Benner noch hinzu.

Wie wichtig ein stabiler und gesunder Auwald ist, zeigte sich in letzter Zeit wieder deutlich, als die Wassermassen die Bäche und Flüsse zum Überlaufen brachten. Im Hinblick darauf bietet der Auwald nicht nur Lebensraum für viele stark gefährdete beziehungsweise vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten, sondern er ist auch unverzichtbar für die Wasserspeicherung und den Wasserrückhalt.

„Mit jedem Biotop- und Totholzbaum sowie jeder Naturschutzfläche im Wald kommen wir ein Stück näher an unser Ziel, das Artensterben zu bremsen und den Biotopverbund sowie die Schutzgebiete zu stärken. Daher geht ein großes Dankeschön an alle Waldbesitzer, die an dem diesjährigen Vertragsnaturschutzprogramm Wald teilgenommen haben“, sagt Michael Angerer.

Wer (Laub-)Wald besitzt, seinen Beitrag zum Naturschutz leisten möchte und hierfür noch eine Förderung bekommen will, kann sich an seinen zuständigen Revierförster des AELF Krumbach-Mindelheim oder die Biodiversitätsberatung am Landratsamt Neu-Ulm wenden.

Fotos: Landratsamt Neu-Ulm/ © Jonas Benner