Vom Osterhasen erzählen?

Die Suche nach den bunten Eiern ist für die meisten Kinder das Schönste am Osterfest. Eltern, Erzieher und Lehrer wissen, dass Kinder die dazugehörige Geschichte vom Osterhasen, der die Eier auf geheimnisvolle Weise gebracht und versteckt hat, gerne hören. „Doch Eltern stellen sich auch häufig die Frage, wie sie mit diesem Brauch umgehen sollen“, weiß Birgit Aigster, Mitarbeiterin der Psychologischen Beratungsstelle für Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der Katholischen Jugendfürsorge in Illertissen. „Den Kindern die Fabel vom Osterhasen erzählen oder bei der Wahrheit bleiben – das ist die Frage, die Eltern umtreibt.“
Birgit Aigster rät, sich zum einen am Alter der Kinder und zum anderen auch am Umfeld des Kindes zu orientieren: Wie wird im Kindergarten und in den befreundeten Familien mit dem Thema umgegangen? Was hören die Kinder dort? „Im Alter von etwa drei Jahren beginnen Kinder an Fantasiegestalten zu glauben und haben eine ungeheure Vorstellungskraft“, erklärt die Erziehungsberaterin. „Es ist das Alter des magischen Denkens. Wenn dann Eltern oder Erzieher den Kindern erzählen, dass der Osterhase die Nester gefüllt hat, nehmen die Kinder das in aller Regel so an.“
Werden die Kinder älter, beginnen sie, die Geschichte vom Osterhasen zu hinterfragen. Mit etwa sechs Jahren, bei Kindern mit älteren Geschwistern auch schon früher, kommen erste Zweifel auf. In dieser Entwicklungsphase verliert sich allmählich das magische Denken, mit dem die dreijährigen noch die Welt sehen. „Oft grübeln die Kinder mit ihren Freunden zusammen darüber, ob das alles so sein kann. Einerseits merken sie, dass es den Osterhasen nicht geben kann, andererseits hoffen sie trotzdem darauf, dass er ihnen ein gefülltes Nest bringt“, so Birgit Aigster.
Eltern sollten feinfühlig sein und darauf achten, was die Kinder beschäftigt. Wenn sie es genau wissen wollen und beginnen Fragen zu stellen, sollten die Eltern sie dabei unterstützen, die Wahrheit herauszufinden. Zum Beispiel indem man gemeinsam Informationen über Oster-Bräuche sucht und liest. „Dass sich Illusionen auflösen, ist eine wichtige Lernerfahrung für Kinder“, erklärt die Erziehungsberaterin. „Für die Kinder ist es auch wichtig, tatsächliche Zusammenhänge selbst herauszufinden. Enttäuschung und Misstrauen machen sich dagegen bei den Kindern breit, wenn sie das Gefühl haben, die Eltern haben sie trotz angemeldeter Zweifel belogen.“ Darum ist es für die Eltern wichtig, sich rechtzeitig von der liebegewonnenen Geschichte vom Osterhasen verabschieden zu können. Dem Spaß bei der Suche nach den versteckten Ostereiern tut das meist keinen Abbruch. Denn Kinder lieben Versteckspiele.

Foto: KJF/Karg

Kontakt:
Psychologische Beratungsstelle für Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung, Ulmer Straße 20, 89257 Illertissen, Telefon 07303/901810

Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF)
Die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF) wurde 1911 gegründet. Sie ist ein Gesundheits- und Sozialdienstleister mit rund 80 Einrichtungen und Diensten im Gebiet zwischen Lindau, Neu-Ulm, Nördlingen, Aichach und Murnau. Dazu gehören unter anderem Angebote der Medizin mit mehreren Kliniken, der Berufsbildung für behinderte und nicht behinderte Jugendliche und Erwachsene mit Berufsbildungswerken und Vermittlungsdiensten, der Kinder- und Jugendhilfe mit Wohngruppen, Tagesstätten, Beratungsstellen und mobilen Diensten sowie mehrere Schulen.
Die rund 4.000 Beschäftigten des Verbandes helfen im Jahr 80.000 Kindern, Jugendlichen und Familien bei Schwierigkeiten und Fragen. Vorstandsvorsitzender der KJF ist Markus Mayer, Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Domkapitular Armin Zürn.
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