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Die Stadt Ulm und die Landratsämter Alb-Donau-Kreis und Neu-Ulm starten gemeinsam eine Initiative, um Freiwillige als Pflegeeltern zu gewinnen. Pflegeeltern sind Eltern „auf Zeit“, sie springen ein, wenn die leiblichen Eltern aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen die Betreuung und Erziehung ihrer Kinder nicht sicherstellen können. Dann seinen Pflegefamilien eine große Chance für das betroffene Kind, sagt Marie Luise Roth-Bradatsch von der Fachberatung Vollzeit- und Bereitschaftspflege der Stadt Ulm. Derzeit leben in Ulm und in den Landkreisen Alb-Donau und Neu-Ulm rund 300 Jungen und Mädchen im Alter von 0 bis 18 Jahren bei Pflegefamilien.

Mark (Name geändert) ist so ein „Fall“: Er lebt bereits seit seinem dritten Lebensjahr in einer Pflegefamilie. Heute ist er 14. Seine alleinerziehende Mutter konnte ihn damals aufgrund ihrer psychischen Erkrankung nicht mehr ausreichend versorgen. In ihrer Not suchte sie Hilfe beim Jugendamt. Als es der Mutter schlechter ging, reichte die Unterstützung durch ambulante Hilfe nicht mehr aus und Mark kam in eine Pflegefamilie. Glücklicherweise konnte eine Pflegefamilie im Umkreis gefunden werden, so dass Mark weiterhin regelmäßig seine Mutter sehen und den gewohnten Kindergarten besuchen konnte.

Anfangs war die Situation für alle Beteiligten belastend und ein großer Einschnitt. Mit Unterstützung und Begleitung der Pflegefamilie durch das Jugendamt konnte Mark gut in der Familie ankommen, und die Umgangskontakte mit der Mutter waren einvernehmlich geregelt.

Immer wieder hatte Mark den Wunsch, mit seiner Mutter zusammen zu leben. Heute weiß er, dass er in der Pflegefamilie gut aufgenommen wurde, dass er dort Kind sein konnte und seine Bedürfnisse gesehen werden. Die regelmäßigen Kontakte zu seiner leiblichen Mutter regelt Mark zunehmend eigenverantwortlich.

Die Pflegefamilie nimmt ihre Aufgabe verantwortungsvoll wahr. Hierbei hat sie Unterstützung und Begleitung durch das Jugendamt bzw. die Pflegestellenbegleitung. Dank der Bereitschaft und des großen Engagements der Pflegefamilie und der guten Kooperation mit der Mutter hat Mark die Chance bekommen, sich gut entwickeln zu können.

Es gibt verschiedene Gründe, warum Eltern immer wieder Unterstützung bei der Erziehung ihrer Kinder brauchen. Probleme wie Drogen- oder Alkoholsucht, psychische Erkrankung, desolate Wohnverhältnisse, finanzielle Notlagen oder Häufung mehrerer Probleme können dazu führen, dass Eltern es nicht mehr alleine schaffen, sagt Roth-Bradatsch. Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen des Pflegekinderdienstes beim Landratsamt Alb-Donau-Kreis und des Pflegeelterndienstes im Landratsamt Neu-Ulm ist sie für die Vorbereitung, Beratung, Vermittlung und Unterstützung von Pflegeeltern zuständig.

Die Entscheidung, ein Pflegekind aufzunehmen, hat weitreichende Folgen für die Pflegefamilie, das Kind sowie seine leiblichen Eltern, betont Johnson. Umso wichtiger sei die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und den Eltern des Kindes.

Grundsätzlich werde zwischen zwei verschiedenen Formen von Pflegefamilien unterschieden:

Bereitschaftspflege wird verstanden als ein Angebot für Kinder und deren Eltern, die sich in einer krisen- und konflikthaften Situation befinden. Diese Situation ist verbunden mit der Notwendigkeit, die Versorgung, Betreuung und evtl. auch den Schutz für Kinder mit einer kurzfristigen, manchmal auch sofortigen Unterbringung der Kinder in einer Bereitschaftspflegefamilie zu gewährleisten.

Vollzeitpflege ist eine Unterbringungsform, in der das Pflegekind über Tag und Nacht in der Pflegefamilie lebt. Sie ist am Entwicklungsstand des Kindes oder Jugendlichen, seinen persönlichen Bindungen und den Möglichkeiten der Verbesserung der Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie orientiert und ist eine Lebensform, die zeitlich befristet oder auf Dauer in einer anderen Familie angelegt ist. In der Regel bleiben die Kontakte zu den leiblichen Eltern bestehen.

Gastfamilien für UMAs sind eine Form  von Pflegefamilien für junge minderjährige Ausländer, die nach ihrer Flucht einen Platz brauchen an dem sie zur Ruhe kommen, Schutz, Geborgenheit und Orientierung erfahren.

Pflegeeltern werden können verheiratete oder nicht verheiratete Paare, aber auch Einzelpersonen mit oder ohne Kinder werden. Die Verantwortlichen in den Jugendämtern legen aber Wert darauf, dass die Entscheidung über die Aufnahmen eines Pflegekindes von allen Familienmitgliedern getroffen werden muss. „Sonst kann es nicht funktionieren“, sagt Ummenhofer.

Die Auswahl und Qualifizierung von Pflegeeltern ist eine der Aufgaben des Jugendamtes. „Die Trennung von ihrer Herkunftsfamilie bedeutet für die Kinder einen großen Einschnitt in ihrem Leben. Aufgrund von Vernachlässigung, Misshandlung oder ähnlichen Erfahrungen sind Pflegekinder meist schwer vorbelastet. Der angemessene Umgang mit diesen seelisch verletzten Kindern stellt eine große Herausforderung für Pflegeeltern dar. Auch passt nicht jedes Kind in jede Familie“, sagt Roth-Bradatsch.

Der Pflegekinderdienst ist für die Vorbereitung, Beratung, Vermittlung und Unterstützung von Pflegeeltern zuständig.

Familien, die ein Pflegekind aufnehmen, haben Anspruch auf Pflegegeld.

Darüber hinaus erhalten Pflegeeltern einmalige Beihilfen auf Antrag, wie z.B. Erstausstattung für Einrichtungsgegenstände, Grundbedarf für Kleidung, Vereinsbeitrag, wenn das Pflegekind beispielsweise in einen Sportverein geht.

Die Stadt Ulm und die beiden Landkreise sind stets auf der Suche nach neuen Pflegeeltern, die bereit sind zu helfen und Kinder für eine kürzere oder längere Zeit aufzunehmen.

Am 8. März findet hierzu eine Informationsveranstaltung im Jugendhaus Büchsenstadel statt. Beginn ist um 20.30 Uhr.

Wenden Sie sich für weitere Informationen gerne an:

Kontakt:

Fachberatung Vollzeit- und Bereitschaftspflege der Stadt Ulm: www.pflegekinder.ulm.de

Frau Roth-Bradatsch (0731) 161-5343

Pflegekinderdienst Landratsamt Alb-Donau-Kreis:www.alb-donau-kreis.de

Frau Johnson (0731) 185-4420

Pflegeelterndienst Landratsamt Neu-Ulm: www.landkreis.neu-ulm.de

Frau Ummenhofer (0731) 7040-480