Die Geschichte hinter Erntedank

Der Oktober beginnt mit dem Erntedankfest, das in den meisten christlichen Gemeinden am ersten Oktobersonntag gefeiert wird. Auch in anderen Kulturen ist der Dankbarkeit ein eigener Festtag gewidmet, von der Antike bis zum US-amerikanischen Thanksgiving, das am vierten Donnerstag im November stattfindet.
In der Antike wurde den Fruchtbarkeitsgöttern meistens ein Tier geopfert, um sich damit auch für das nächste Jahr eine reiche Ernte zu verdienen – bei den Römern sogar viermal im Jahr. Die Germanen feierten lieber ausgiebig (drei Tage lang) mit Essen und Wein; ihr Gott Odin musste sich mit einem auf dem Feld stehengelassenen Büschel Korn für sein Pferd zufriedengeben.
Jesus selbst feierte nach jüdischem Ritus zwei Dankfeste: Schawuot, mit dem Ende Mai, Anfang Juni, immer genau 50 Tage nach Pessach, vor allem der Empfang der Tora mit den zehn Geboten gefeiert wird, und das sieben Tage währende Sukkut, zu dem im Herbst eine Laubhütte (sukka) errichtet und mit Erntegaben geschmückt wird. Siebe Tage lang werden dann allerlei Speisen aus Milchprodukten verzehrt, als Symbol für die Reingläubigkeit, mit der das Volk Israel die Tora aufnimmt wie ein Säugling die Milch.
Im Islam wird die Dankbarkeit mit dem Fastenmonat Ramadan zelebriert: Zum allabendlichen Fastenbrechen sowie dem abschließenden dreitägigen Zuckerfest sollen alle geladen sein, und wer es sich leisten kann, mehrere arme Leute zu verköstigen, braucht nicht einmal zu fasten.
Das US-amerikanische Thanksgiving gilt übrigens nicht der Ernte, sondern der Dankbarkeit für die geglückte Überfahrt der Pilgerväter. Traditionell kommt die ganze Familie zusammen und feiert bei gefülltem Truthahn, Süßkartoffeln und Kürbiskuchen. alg

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Durch Dankbarkeit Frieden finden

Dankbarkeit ist eine tolle Übung (besser noch: tägliche Praxis), um Beziehungen zu verbessern: Machen Sie sich die Geschenke bewusst, die Sie von und durch den Menschen erhalten haben, zu dem Sie Ihre Beziehung verbessern möchten.
Durch diese bewusste Dankbarkeit wird sich unsere Einstellung verändern und das Verhältnis zum anderen entspannen – ganz gleich, ob es sich um den Ehepartner, Bruder, Schwester, Sohn oder Tochter, Kollegen, Chef, Eltern oder Nachbarn handelt.
Für Situationen, die uns schwierig erscheinen, sind wir kein bisschen dankbar, vielmehr hadern wir mit der Welt und geben anderen die Schuld für unsere Unzufriedenheit. Das geschieht ganz automatisch, unser Fokus liegt in der Wahrnehmung von Negativem. Schon in der Schule wird der “Fehlerblick” trainiert. Die vielen guten Dinge, die wir täglich erleben, sind selbstverständlich geworden. Üben Sie sich in Dankbarkeit für die kleinen und großen Geschenke, wird das Ihre Wahrnehmung Ihrer Mitmenschen verändern und Ihnen den Umgang mit den anderen erleichtern.
Es lässt sich vieles finden, wenn wir genau hinschauen. Viel Freude bei der Suche!

Dem Partner dankbar sein für
• die gemeinsamen Kinder
• die gemeinsame Zeit

• für die Unterstützung in schwierigen Zeiten
• die erledigten Aufgaben im Alltag
• einen liebevollen Blick;

unseren Eltern für:
• unser Leben
• Ihre jahrelange Fürsorge
• Ihren Schutz;

unseren Kindern dankbar sein für:
• Ihr Lachen
• Ihre Begeisterung
• Ihre Freude.

Das können Sie auch mit einer Beziehung aus der Vergangenheit machen: Erinnern Sie sich an einen Menschen, zu dem sie im Moment keinen Kontakt mehr haben, oder der vielleicht sogar verstorben ist, und machen Sie sich bewusst, welche Erfahrungen in dieser Beziehung Ihr Leben bereichert haben. Auch dabei werden Sie durch Ihre Dankbarkeit spüren, wie Sie von Frieden und Glück erfüllt werden.
Übung für Fortgeschrittene: Wenn Dinge in unserem Leben nicht rund laufen und vor allem nicht so wie wir es uns wünschen, können wir versuchen, auch dankbar für die Unannehmlichkeiten zu sein: Vielleicht sind es ja gerade diese scheinbar negativen Erfahrungen, die uns wachrütteln, die uns den Blick für das Wesentliche zurückbringen.

Elena Pfarr

Einzel- und Paarberatung
Logotherapie nach V. Frankl
www.elena-pfarr.de