Equal Pay Day 2022

Foto: pixabay/niekverlaan

In diesem Jahr wird der Equal Pay Day auf den 7. März 2022 fallen. Er markiert symbolisch den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied, der laut Statistischem Bundesamt aktuell in Deutschland 18 Prozent beträgt. Umgerechnet ergeben sich daraus 66 Tage (18 Prozent von 365 Tagen), die Frauen zum Jahresanfang unentgeltlich arbeiten. Die Ursachen sind vielfältig und liegen u. a. an strukturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

71 % des Verdienstunterschieds zwischen Männern und Frauen ist strukturbedingt erklärbar – also unter anderem darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in Branchen und Berufen arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird und sie seltener Führungspositionen erreichen. Auch arbeiten sie häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs und verdienen deshalb im Durchschnitt pro Stunde weniger. Nach Angaben der Arbeitskräfteerhebung war im Jahr 2019 in Deutschland fast jede zweite erwerbstätige Frau (47 %) im Alter von 20 bis 64 Jahren in Teilzeit tätig. Unter den Männern betrug dieser Anteil nur 9 %. Der überwiegende Teil der teilzeitarbeitenden Frauen gab als Hauptgrund die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen (31 %) beziehungsweise andere familiäre oder persönliche Verpflichtungen (17 %) an. Der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen in Westdeutschland ist fast dreimal so hoch wie in Ostdeutschland.

Die Entgeltlücke führt zur Rentenlücke (Gender Pension Gap): Frauen erhalten im Durchschnitt je nach Datenquelle zwischen 37 und 46 Prozent weniger Renteneinkommen als Männer. Deutschland hat den größten Gender Pension Pay Gap unter den OECD-Staaten.

„Die Corona-Krise hat die Digitalisierung am Arbeitsplatz vom Nebengleis auf die Hochgeschwindigkeitsstrecke befördert.“ (Uta Zech 2021, Vorsitzende BPW Deutschland).

In diesem Jahr liegt der thematische Fokus auf der gerechten Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt. Dabei wurden sechs Schwerpunkte lokalisiert, deren Auswirkungen nicht immer offensichtlich sind. Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

1. Digitalisierung und Gleichstellung – was hat das miteinander zu tun?

Eine ganze Menge, denn hinter technischen Entwicklungen stehen Programmierende, welche ihren Blick auf die Gesellschaft haben und entsprechend einfließen lassen. Die Schlüsselworte sind der Zugang von Wissen und Ressourcen, die Nutzung entsprechender Technologien und der damit verbundenen Gestaltung und Weiterentwicklung von Anwendungen und Portalen. 

2. Algorithmen und Diskriminierung: Digitalisierte Diskriminierung

Hier ist ein aufmerksamer Blick auf neue Technologien vor allem bei der Programmierung Künstlicher Intelligenz ganz besonders wichtig. Bei großen zu verarbeitenden Datenmengen ist vor allem auf deren Diversität zu achten. Mangelnde Repräsentanz kann zu ungewollten Verzerrungen oder Ausschluss führen. So müssen beispielsweise algorithmische Systeme zur Personalauswahl Benachteiligungen vermeiden.

3. Technikgestaltung: Geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Technikgestaltung

Aktuell sind nur 20% der Studierenden im Informatikbereich weiblich. Der Frauenanteil bei Start-Up-Gründungen liegt mit 16% sehr niedrig. Diese Unterrepräsentanz hat Auswirkungen auf Programmierungen von Algorithmen und Datenerfassung. Bereits bei der Auswahl von Zielen und möglichen Anwendungsgebieten werden Entscheidungen getroffen, welche umfassende Nutzer*innengruppen im Blick haben sollten.

4. Digitalisierte Wirtschaft: Arbeitsmarkt – Digitalisierung – Geschlechterverhältnisse

Die Corona-Pandemie hat zur Beschleunigung des digitalen Transformationsprozesses geführt. Mit mobilen Arbeitsmodellen bieten sich auch für Frauen neue Erwerbs- und Weiterbildungschancen. Dabei ist die gleichberechtigte Teilhabemöglichkeit von entscheidender Bedeutung. Trotz guter Verdienstmöglichkeiten stagniert der Anteil weiblicher Beschäftigter in der deutschen IT-Branche mit 17,5 im Jahr 2020 auf niedrigem Niveau.

(Quelle http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/submitViewTableAction.do)

5. Mobiles Arbeiten: Chancen und Risiken Mobiler Arbeit für die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit

Digitale Arbeitsmethoden erleichtern die Vereinbarkeit von Beruf und Care-Arbeit. Fahrtwege können entfallen, der Arbeitsalltag kann besser an die persönlichen Gegebenheiten angepasst werden. Doch ist es ein schmaler Grat zwischen Chancen und Risiken. So können mangelnde Abgrenzungsmöglichkeiten auch zu einer Selbstüberlastung führen. Noch immer liegt die Hauptsorgenlast für Haushalt, Betreuung von Kindern und/oder Angehörigen bei den Frauen. 

6. Soziale Medien: Geschlechterstereotype in Sozialen Medien

Digitale Netzwerke sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die Forschung zu den Auswirkungen digitaler Gewalt oder verstärktem geschlechterstereotypischen Verhalten steckt noch in den Kinderschuhen. Für einen souveränen Umgang spielen Medienbildung und Schutzmechanismen eine immer größere Rolle. 

Forderungen:

  • Entwicklung von Modellen für einen diskriminierungsfreien Einsatz von algorithmischen Systemen
  • Förderung einer geschlechtergerechten Arbeits- und Organisationskultur und Aufgabe der Präsenzkultur, damit Möglichkeiten des mobilen Arbeitens genutzt werden können.
  • Weiterentwicklung des Entgelttransparenzgesetzes
  • Gleiche Chancen bei digitaler Bildung: Pädagogische Konzepte für Aus- und Weiterbildung sowie berufliche Beratung sind vorurteilsfrei und geschlechterneutral zu gestalten.
  • Frauen müssen bei der Entwicklung mobiler Arbeitsprozesse konsequent beteiligt werden.
  • Dies alles geht nur unter Sicherstellung einer chancengleichen Bereitstellung der Ausrüstung (IT-Hardware und Tools) (Quelle Pressemappe EPD-2022-1pdf)

Quelle:

Diese und weitere Informationen zum aktuellen Jahresthema des EPD 2022 können Sie online nachlesen unter: https://www.equalpayday.de/informieren/studien-und-fakten/

Am Samstag, 5. März, plant das Ulmer EPD-Aktionsbündnis eine Straßenaktion und eine Menschenkette. Die Aktionen beginnen um 11 Uhr, um 12 Uhr wird die Menschenkette zwischen dem Ulmer Münsterplatz und dem Petrusplatz (evtl. Rathausplatz) in Neu-Ulm geschlossen. Bisher beteiligen sich rund 30 Organisationen, Vereine, Institutionen und Unternehmen.