EU will die Zeitumstellung nicht abschaffen – Bürgerinitiative angedacht

„Wer hat an der Uhr gedreht…?“ – eine Frage, die sich kommenden Sonntag auch wieder viele Familien in der EU stellen. Dann nämlich dreht Europa seine Uhren um eine Stunde zurück zur „Mitteleuropäischen Zeit“. Geht es nach dem Europaabgeordneten Arne Gericke, soll Europa sich dieses lästige Spiel künftig sparen: „72 Prozent der Bürger sind gegen die Zeitumstellung, auch Handwerk und Landwirtschaft sind strikt dagegen. Vor allem aber geraten Familien mit Kindern zweimal pro Jahr im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Takt: Kinder haben die größten Probleme – bis hin zur erwiesenen Gesundheitsgefährdung. Jedes zweite Kind unter drei Jahren ist noch Tage nach der Umstellung quengelig, müde oder kämpft mit Schlafstörungen. Das muss nicht sein: Weg mit der Zeitumstellung“ – so Gerickes Forderung in einer Parlamentarischen Anfrage an die Europäische Kommission. Die jedoch sieht keinen Handlungsbedarf.

So heißt es in der Antwort der EU-Kommission auf eine offizielle Parlamentarische Anfrage Gerickes technokratisch trocken: „Die Kommission gab 2014 eine Studie zur Harmonisierung der Sommerzeit in Europa in Auftrag. Die Studie führte zu dem Ergebnis, dass eine nicht harmonisierte Anwendung der Sommerzeit in der Europäischen Union erhebliche Unannehmlichkeiten und Störungen für die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen nach sich ziehen würde. Die Studie umfasst auch Szenarios, in denen von der Abschaffung der Sommerzeit in einem oder mehreren Mitgliedstaaten ausgegangen wird, und geht auf die Auswirkungen einer solchen asynchronen Anwendung der Sommerzeit in der EU ein.“ Vollkommen ignoriert wird Gerickes Ansatz einer einheitlichen Abschaffung des Uhrendrehs. Fazit der Brüsseler Beamten: „In Anbetracht der vorstehenden Überlegungen hat die Kommission derzeit nicht die Absicht, die Richtlinie 2000/84/EG zu überarbeiten oder aufzuheben.“

Aber Gericke will nicht locker lassen. Viel zu oft schon, so der 50jährige Europaabgeordneten aus Rostock, hätten ihn Bürger diesbezüglich angeschrieben, ihre Probleme als Mütter und Väter geschildert. Und Gericke kennt es selbst – als siebenfacher Vater: „Dieser Uhrendreh macht den Familien mit Kindern zu schaffen: Sie klagen angesichts der Zeitumstellung über schlaflose Nächte, Müdigkeit und Leistungsabfall in der Schule und vieles mehr.“ Für Gericke Grund genug, sich der Sache in Brüssel anzunehmen.

Nach der eher erfolglosen Anfrage an die Kommission überlegt Gericke nun den Weg einer Europäischen Bürgerinitiative: „Dazu müssten 1 Million Menschen in Europa unterschreiben und sagen, sie haben den sinnlosen Uhrendreh satt.  Ich kann mir gut vorstellen, dazu – gemeinsam mit Partnern – eine breite Koalition gegen die Zeitumstellung zu schmieden.“

Gründe dafür gäbe es genug: „Und der Beste ist, dass der einzige, eigentliche Ursprungsgrund der Zeitumstellung – die erhoffte Energieeinsparung – nachweislich nie erreicht wurde.“ Selbst die Experten des Umweltbundesamtes und der EU-Kommission selbst bestätigten seit mehr als zehn Jahren wiederholt, „dass von einer Zeitumstellung auf die Sommerzeit keine positiven Energieeinspareffekte zu erwarten sind.“

 

Foto: Der Europaabgeordnete Arne Gericke drängt Bundesregierung und EU-Kommission zur Abschaffung der Zeitumstellung.