Trennung: Kinder im Blick behalten

Tim steht freudig am Fenster und wartet auf seinen Vater. Seine Eltern sind getrennt und es ist vereinbart, dass er wie jeden Freitag um sechs Uhr von seinem Vater abgeholt wird. Als um viertel nach sechs das Telefon klingelt, ahnt Tim bereits was nun geschehen wird. Unsicher schaut er zu seiner Mutter und nimmt ihre wachsende Anspannung wahr. Auch sie ahnt etwas: Sein Vater steht sicherlich wieder im Stau, sein Meeting dauert länger oder er schafft es aus einem anderen Grund nicht pünktlich zu kommen.

Bereits wütend nimmt Tims Mutter das Telefon ab. Das Gespräch zwischen den Eltern verläuft wie so oft: laute Beschimpfungen und Schuldzuweisungen schallen durch den Hörer. Papa kommt zu spät und Mama tobt. Tim zieht ängstlich den Kopf ein. Gut geht es dabei keinem mehr.

In Trennungs- und Scheidungssituationen werden alle Beteiligten vor enorme Herausforderungen gestellt. Das Leben muss neu organisiert werden, die finanzielle Situation verändert sich häufig dramatisch. Hinzu kommen intensive Gefühle wie Trauer, Angst, Unsicherheit und Wut. Einst waren die Kinder der Mittelpunkt der gemeinsamen Welt und nun sitzen sie zwischen allen Stühlen.

Entscheidend für das Wohl der Kinder wie auch für das eigene Wohlergehen ist der Umgang der Eltern mit dieser schwierigen Situation. Je besser es Eltern schaffen auf ihre Kinder zu achten und mit ihren eigenen Gefühlen sorgsam umzugehen, umso schneller finden sich alle Familienmitglieder in den neuen Lebensrhythmus ein.

Der seit Frühjahr 2014 mehrfach vom Erziehungs- und Jugendhilfeverbund angebotene Kurs „Kinder im Blick“, gibt getrennt lebenden Eltern die Möglichkeit, wieder vermehrt auf sich selbst zu achten und den Kindern in der oftmals schwierigen Situation mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Das besondere an den Kursen, die parallel in Günzburg und Neu-Ulm durchgeführt wurden, war das sie den Eltern ermöglichten, getrennt voneinander an den beiden Kursstandorten das gemeinsame Thema zu bearbeiten.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen setzten sich an den sechs Abenden intensiv mit verschiedensten Inhalten auseinander, die hauptsächlich das Wohl des Kindes im Fokus hatten. Behandelt wurden Themen wie Selbstfürsorge in der Krise, Konfliktdeeskalation, was braucht das Kind in der Krise, Antworten auf Fragen der Kinder, Beziehungspflege zum Kind als wirksames Heilmittel gerade in schwierigen Zeiten, Umgang mit negativen Gefühlen des Kindes und verschiedene Modelle von Elternschaft.

Die Vielfalt und die Abwechslung der Methoden, die auf dem neuesten Stand der Trennungs- und Scheidungsforschung basieren, ermöglichten den Eltern einen lebendigen und konstruktiven Austausch. Die Kursteilnehmer empfanden die Stimmung als ausgesprochen positiv und den Umgang miteinander als respektvoll.

Der  geschützte Raum ermöglichte es, das sich die Teilnehmer vertrauensvoll austauschen, sich begegnen, miteinander üben, sich öffnen und verschiedene theoretische Inputs aufnehmen konnten. In dieser Atmosphäre gelang es den Eltern in besonderer Weise, die Situation und die damit verbundenen Emotionen des Kindes besser zu verstehen, deren Perspektive einzunehmen, sie zu stärken und zu unterstützen.

Überraschend fanden es einige Kursteilnehmer, dass sich durch die geschlechtsgemischte Gruppe eine andere Sichtweise für den Ex-Partner entwickeln konnte. „Sie haben mir andere Perspektiven gezeigt, die ich hoffentlich nicht mehr aus dem Blick verliere“, so ein Kursteilnehmer.

Abschließend meldeten die Kursteilnehmer an Hand eines Fragebogens zurück, dass sie rundum zufrieden waren. „Ich fand den Kurs vom ersten Tag an super-klasse. So etwas würde ich jedem empfehlen.“

Im Herbst 2015 starten neue Parallel-Kurse in Günzburg und Neu-Ulm. Das Angebot umfasst sechs Termine zu drei Zeitstunden. Der Kurs findet an den Beratungsstellen des Erziehungs- und Jugendhilfeverbundes der Katholischen Jugendfürsorge in Neu-Ulm und Günzburg statt.

Diplom-Sozialpädagogin Birgit Feldmeyer und Diplom-Psychologe Sven Beck werden in Neu-Ulm den Kurs leiten; in Günzburg sind dies Diplom-Sozialpädagogin Brigitte Maurer und Diplom-Heilpädagoge Thomas Schmider.

 Die  Kurszeiten sind:

Im Landkreis Neu-Ulm:          Dienstag von 18.00 bis 21.00 Uhr (ab 13.10.2015)

Im Landkreis Günzburg:         Donnerstag von 18.30 bis 21.30 Uhr (ab 15.10.2015).

Weitere Informationen oder Anmeldungen unter Tel. 0731-76050 (Beratungsstelle Neu-Ulm) oder Tel. 08282-3936 (Beratungsstelle Krumbach für den Landkreis Günzburg) oder per Mail: info@eb-neu-ulm.de bzw. info@eb-krumbach.de.