Oh du stressige Weihnachtszeit

Die Erwartungen an sich und die anderen sind hoch und alle Jahre wieder steht die Frage im Raum: Was können wir tun, damit das Weihnachtsfest für Eltern wie Kinder friedlich und harmonisch verläuft?

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, vieles soll auch im Job noch abgeschlossen werden, so als würde die Welt mit Weihnachten enden. Und so mancher würde auch diesen Termin verschieben, delegieren oder sogar ausfallen lassen. Alle Jahre wieder … – Weihnachtsstress eben. 
Für Kinder ist Vorweihnachtszeit mit der Vorfreude auf Weihnachten eine der schönsten Zeiten. Traditionell werden Plätzchen gebacken, Geschenke gebastelt, Lieder gesungen und Kerzen angezündet. Die Gedanken kreisen darum, für wen welches Geschenk besorgt, gebastelt und eingepackt werden soll; den Kindern macht das noch Freude. Viele Erwachsene erinnern sich in den Vorbereitungen für Weihnachten an ihre eigene Kindheit und möchten ihre Tradition und unsere heutige schnelllebige Zeit perfekt miteinander verbinden. Bei so viel gutgemeinten Vorbereitungen und Perfektionismus wird häufig eines vergessen: große Erwartungen in Kombination mit ständigem Beisammensein an den Feiertagen sind emotionale Schwerstarbeit für alle Beteiligten. 

Wie kann ich dem alljährlichen Weihnachtsstress begegnen?
Diese fünf Regeln haben sich bewährt:

Planen Sie ihre Vorbereitungsaktivitäten wie einen beruflichen Termin im Kalender mit ein und lassen Sie außerdem in der Vorweihnachtszeit noch Raum und Zeit für „Ungeplantes“
Tauschen Sie sich rechtzeitig vor Weihnachten in der Familie aus: Wo und mit wem soll Weihnachten gefeiert werden? Wie soll der Ablauf sein? Wer besucht wen?
Eltern sollten darauf achten, dass trotz der Besuche noch freie Zeit bleibt, die sie gemütlich mit den Kindern zuhause verbringen. Sind Teenager in der Familie, so muss mit ihnen im Vorfeld abgesprochen werden, ob sie sich eventuell an Heiligabend noch mit Freunden treffen dürfen und wann sie wieder zu Haus sein sollen. Dadurch vermeiden Sie lange Diskussionen oder heftige Auseinandersetzungen am Weihnachtsabend.
Klären Sie zeitig vor Weihnachten: Wie viele Geschenke dürfen sein oder reicht auch eines? Zu viele Geschenke überfordern kleinere Kinder. Klären Sie auch, wie hoch der Gesamtwert der Geschenke sein darf, damit sich die Familie nicht von Jahr zu Jahr nach dem Motto „größer, teurer, mehr“ hochschraubt.
Teilen auch Sie als Erwachsener Ihre Wünsche mit. So vermeiden sie den Geschenke-Such-Stress bei ihrem Partner.
Eigentlich weiß jeder, dass es beim Schenken nicht auf den Geldwert ankommt, sondern auf die Botschaft „Ich habe an Dich gedacht“. Solche Geschenke brauchen aber auch Zeit, innere Beschäftigung und Muße. Kaufen Sie einfach unterm Jahr die Kleinigkeiten, die ihnen zu dem Beschenkenden einfallen, und heben Sie sie auf. Damit können Sie entspannt der Weihnachtszeit ins Auge blicken.
Damit der Stress sich im Rahmen hält, hilft es auch, die eigenen Erwartungen, Perfektionismus und Ansprüche herunterzuschrauben.
Brechen Sie auch mal mit einer Tradition und beginnen Sie mit einer neuen. Muss es das Weihnachtsmenü sein oder darf auch am Weihnachtsabend weniger Aufwendiges auf den Tisch? Darf der Braten auch fertig vom Metzger kommen oder reicht auch eine kalte Platte? Wie wäre es zum Beispiel, den Baum gemeinsam zu schmücken, das Essen zusammen vorzubereiten und mit einem gemeinsamen Spaziergang an frischer Luft vor der Bescherung den Tag ausklingen zu lassen? Bewegung und frische Luft helfen Stress abzubauen.
An turbulenten Familienbesuchstagen helfen auch kleine Entspannungspausen, damit unser Verstand wach bleibt. Denn unser Verstand, unsere Gelassenheit, eine Extraportion Humor sowie planerisches Geschick helfen uns im Konflikt die Ruhe zu bewahren und sich an einen Tisch zu setzen um gemeinsam Lösungen zu suchen. Trotz der Feiertage sollte jeder noch Rückzugsmöglichkeiten haben.
Für ein gelungenes Weihnachtsfest gibt es kein Patentrezept; auf jeden Fall ist es jedoch gerade in der Vorweihnachtszeit besonders wichtig, den anderen wahrzunehmen, zuzuhören und miteinander Zeit zu verbringen. Gegenseitige Unterstützung und Toleranz helfen gelassen zu bleiben. Gemeinsame Vorbereitungen und Unternehmungen in der besinnlichen Zeit müssen nicht unbedingt die tollen, großen Aktivitäten sein. Miteinander Plätzchen zu backen und dabei ein bisschen Zeit füreinander zu haben und miteinander zu sprechen, Laterne zu laufen oder was immer man sich schon lange vorgenommen hatte und was nie zustande kam, sind super Möglichkeiten, die Vorweihnachtszeit zu gestalten. Schließlich ist eines der wertvollsten Dinge, die man schenken kann, das rare Gut „Zeit“.
Und wenn es doch zu Konflikten unter dem Weihnachtsbaum kommt?

Natürlich bleibt Weihnachten mit Kindern, trotz guter Planung und Vorbereitungen, nicht ganz stressfrei, denn auch die Weihnachtstage sind Tage wie alle anderen. Genauso sind Kinder und auch Erwachsene an Weihnachten nicht anders als sonst, denn niemand kann aus seiner Haut. Möglicherweise ist Weihnachten auch die Zeit, in der man ein paar Dinge klären kann, die im Alltag zu kurz kommen. Wenn das mit einer positiven Grundeinstellung und gewissen Gelassenheit erkannt und als Chance wahrgenommen wird, anstatt sich aufzuregen, dass nun die Feiertage verdorben seien, kann der Konflikt sogar hilfreich sein – wie ein Weihnachtsgeschenk. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein erholsames und frohes Weihnachtsfest.