Speedy Roll macht das Rennen

„Speedy Roll“ ist Kinderspiel des Jahres 2020. Das spannende Wettrollen von Urtis Šulinskas aus dem Verlag Lifestyle Boardgames/Piatnik erhielt im Juni die renommierte Auszeichnung, die alljährlich von einer unabhängigen Kritikerjury vergeben wird. In diesem Spiel liegen Pilze, Äpfel und Blätter auf dem Tisch verteilt, wie auf einem Waldboden. Das ist auch wichtig, denn sie braucht der kleine Igel, um schnell nach Hause zu kommen, bevor ihn der Fuchs einholt. Zum Glück hat sich der Igel eingerollt: zu einer niedlichen Fusselkugel. An der haften die Waldteile wie bei einem Klettverschluss, wenn man denn nur geschickt genug kugelt. Pro erwischtem Waldteil darf man sich ein Stück weit über den Spielplan bewegen, vorausgesetzt, man hat die richtigen Teile erwischt. Das tut man kooperativ oder im Wettstreit. Und wer schon richtig gut im Rollen ist, probiert die Varianten für Fortgeschrittene und Profis aus – und muss die Kugel zum Beispiel mit geschlossenen Augen rollen. „Speedy Roll“ ist ein Geschicklichkeitsspiel mit taktischer Note. Es eignet sich für ein bis vier Teilnehmer ab vier Jahren.


Das zweitplatzierte Spiel ist „Foto Fish“ von Michael Kallauch (Logis). Wer Fische fotografieren will, braucht oft Geduld oder – wie bei „Foto Fish“ – ein Aquarium aus Pappe, denn dort wird nicht wild durcheinander gewuselt, sondern alle Fische bleiben an ihrem Platz. Man braucht trotzdem ein gutes Auge, denn die Würfel bestimmen, welche Fische (oder auch nur ein Fisch… oder manchmal auch gar keiner) mit dem Fotorahmen „eingefangen“ werden müssen. Der Schnellste kriegt zwar die beste Belohnung, aber hier geht auch der Langsamste nicht leer aus. Ohne Hektik wird so Runde um Runde der Rahmen über die bunte Fischwelt bewegt, und es wird eifrig und begeistert gesucht. Eine schnell erklärte Fotosafari unter Wasser, die mit schlauen und spannenden Varianten überrascht. „Foto Fish“ ist für zwei bis vier Spieler ab vier Jahren.


Auf den dritten Platz kam „Wir sind die Roboter“ von Reinhard Staupe (Nürnberger Spielkarten-Verlag). Roboter können ja so einiges. Fliegen, sich in Autos verwandeln, fremde Sprachen übersetzen, Prinzessinnen in Not helfen… Aber im Grunde kann man alle Roboter in drei Geschwindigkeits- Kategorien einteilen: langsam, normal und schnell. Und nur diese Info hat die Runde, wenn der Roboter-Spieler mit seinen Augen die Rennstrecke abfährt und irgendwann verkündet, an seinem geheimen Ziel angekommen zu sein. Aber wie schnell bewegt sich ein langsamer Roboter? Oder ein normaler? Oder ein schneller? Das empfindet jeder anders, aber mit jedem Rennen lernt man, die Mitspieler besser einzuschätzen. Entweder, weil alle zusammen viele Punkte machen wollen, oder weil man selber der beste Einschätzer werden will.
Diese drei Spiele wurden in einem mehrmonatigen Prozess von der unabhängigen Jury aus Fachjournalisten und Beiräten aus etwa 110 aktuellen Kinderspielen ausgesucht. „Mit diesen Titeln kamen thematische und mechanische Spielewelten auf den Tisch, die wir so vorher noch nicht gesehen hatten“, so der Jury-Koordinator Christoph Schlewinski: „Dass viele dieser Innovationen in Spielen für vier- und fünfjährige Kinder auftauchten, macht den Kinderspieljahrgang 2020 ebenfalls zu etwas Ungewöhnlichem. Selten hatten wir für diesen Altersbereich eine so große und spannende Auswahl wie in diesem Jahr.“
Der Verein Spiel des Jahres e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Kulturgut Spiel in Gesellschaft und Familie zu fördern. Die gleichnamige Auszeichnung wird seit 1979 vergeben. Sie gilt als „Spiele-Oscar“ und ist der weltweit wichtigste Preis seiner Art. Seit 2001 wird auch der Preis Kinderspiel des Jahres vergeben.

„Speedy Roll“: Verlag Lifestyle Boardgames/Piatnik, 1-4 Spieler ab 4 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 27 Euro.
„Foto Fish“: Verlag Logis, 2 bis 4 Spieler ab 4 Jahren, ca. 15 – 20 Minuten, ca. 22 Euro.
„Wir sind die Roboter“: Nürnberger Spielkarten-Verlag, 2 bis 6 Spieler ab 5 Jahren, ca. 15 Minuten, ca. 10 Euro.