Wie man mit den richtigen Pflanzen und ein paar Tricks die faszinierende Welt der einheimischen Vögel auch im eigenen Garten erleben kann, das verraten die Experten des Weltvogelparks Walsrode, der mit 4000 Vögeln aus 650 Arten und von allen Kontinenten der größte Vogelpark der Welt ist.
Sträucher zum Wohlfühlen
Je natürlicher der Garten angelegt ist, desto wohler fühlen sich hier auch Vögel. Große und kurz gemähte Rasenflächen oder gar Schotter oder Kies bieten keine natürlichen Futterquellen für die Vögel. Heimische Straucharten mit Beeren oder Früchten bieten hingegen reichlich Nahrung an. Und dort, wo es reichlich Nahrung gibt, kommen Vögel gern zusammen. Besonders im Herbst brauchen die Zugvögel Reserven für ihren Flug in den Süden oder das Fettpolster für den Winter. „Die Eberesche (Sorbus aucuparia) , auch Vogelbeere genannt, macht ihrem Namen alle Ehre. Vor allem Amseln, Stare und Seidenschwänze mögen die orangeroten Beeren. Allerdings erst, nachdem es den ersten Frost gab. Durch die Kälte bildet sich in den Beeren Zucker, sie werden süß und besonders energiereich“, erklärt Jörn Luttmann, Chefgärtner im Weltvogelpark Walsrode . Die beste Zeit, Ebereschen zu pflanzen, ist das Frühjahr nach dem letzten Frost. Allerdings kann die Eberesche bis auf den Winter auch das ganze Jahr über gepflanzt werden. Der Boden sollte nicht zu nährstoffhaltig sein und wasserdurchlässig. Dieser Kleinbaum bekommt ungern nasse Füße und steht gerne an einem sonnig bis halbschattigem Platz.
So wie die Eberesche zieht auch der Weißdorn verschiedene Vogelarten an. Die kleinen roten Früchte, die ein wenig an Mini-Äpfel erinnern, sind besonders im Herbst prachtvoll anzusehen. Vorher blüht der eingrifflige Weißdorn (Crataegus monogyna) ebenfalls wunderschön mit pastellweißen kleinen Blüten. Die dichte dornige Krone des Weißdorns bietet vielen Vögeln Schutz vor Räubern und bietet daher eine gute Möglichkeit zum Nestbau. Da die Früchte bis in die Wintermonate am Baum hängen, bieten diese auch in der kalten Jahreszeit eine Nahrungsquelle. Besonders beliebt ist der Weißdorn übrigens beim mittlerweile seltenen Neuntöter. Der spießt an den langen Stacheln des Weißdorns nämlich gern Insekten oder sogar kleine Wirbeltiere auf, um diese später zu verspeisen. Gärtnerisches Geschick muss man für diesen Strauch nicht aufbringen. Der Weißdorn wächst nahezu überall, solange der Platz ein wenig sonnig ist. Besonders gut eignet er sich auch als Heckenpflanze.
Eine weitere Möglichkeit, den Vögeln Nahrung im eigenen Garten anzubieten sind Stauden- und Blumenbeete, die nicht komplett abgeerntet werden. Die Vögel können dann die Samenstände den ganzen Winter über abknabbern. Darüber hinaus sind Wildkräuter- und Blumen für bestimmte Vogelarten wie den Grünling oder die Goldammer überlebenswichtig. Und: Nicht jedes vermeintliche Wildkraut ist gleich Unkraut. Johanniskraut, Nachtkerze oder Beifuß sollten nicht überall gejätet werden. Denn auch sie dienen den Vögeln als Nahrung.
Nistplätze schaffen
Erst die Vielfalt von Sträuchern, Stauden und Bäumen machen einen vogelfreundlichen Garten aus. Und dieser sollte nicht allzu ordentlich und aufgeräumt sein. „Das Laub und kleine Äste werden im Idealfall zu einem Haufen zusammengefegt und dann liegengelassen. Dort wimmelt es dann schnell von kleinen Insekten – die perfekte Nahrungsquelle für Vögel. Gleichzeitig bieten Laub und Reisighaufen auch Nistmaterial gerade für kleine Vogelarten. Später im Herbst können Laubhaufen außerdem als Wärmequelle für Stauden dienen“, erklärt Luttmann.
Auch wenn einige Vogelarten wie Rotkehlchen oder Singdrosseln gern in Sträuchern nisten und brüten, sind Nistkästen bei vielen Vögeln eine willkommene Alternative.
Die Nistkästen sollten für Katzen und Marder unerreichbar angebracht sein, so dass die Vögel ungestört brüten können. Idealerweise hängt man die Nistkästen bereits im Herbst auf, da die Vögel bereits im Winter nach geeigneten Nistplätzen Ausschau halten. Hier brüten am liebsten Sperlinge, Meisen und Hausrotschwänze. „Vogelfreunde sollten genau beachten, für welche Vogelart der Nistkasten sein soll und ob diese Vogelarten überhaupt in der Gegend vorkommen. So unterscheiden sich die Nistkästen etwa in der Einfluglochgröße“, verrät Ehrhardt.
Gift hat im Garten nichts zu suchen
Im heimischen Garten sollten keine Pestizide verwendet werden. Vögel nehmen diese über die Nahrung auf, sie schädigen das Immunsystem und machen die Vögel krank oder unfruchtbar. Die besten Schädlingsbekämpfer sind Vögel dagegen selbst: Eine Blaumeisen-Familie kann pro Jahr bis zu 30 kg Blattläuse fressen. „Die Vögel fressen nicht nur Pflanzensamen. Rotkehlchen, der Hausrotschwanz und der Star ernähren sich vor allem während der Brutzeit auch von Spinnen, Raupen und Käfern“, verrät Ehrhardt abschließend.
Über den Weltvogelpark Walsrode:
In der Lüneburger Heide, im Dreieck zwischen Hannover, Bremen und Hamburg, liegt der Weltvogelpark Walsrode, der größte Vogelpark der Welt. Der Park beherbergt über 4.000 Vögel aus 650 verschiedenen Arten und von allen Kontinenten in einer 24 Hektar großen Garten- und Erlebnislandschaft. Besucher erleben spektakuläre Flugshows, Schaufütterungen, Vogelbabys und faszinierende Indoorattraktionen.