Wie gehe ich mit einem trauernden Kind um?

  1. Für das Kind ist es am besten, wenn Sie es nach Möglichkeit von Anfang an bei allem einbeziehen, schon rund um die Beerdigung. Es könnte z.B. mitreden bei der Gestaltung, Musik und Blumenschmuck und vielleicht auch bei der Frage „Was soll der Papa anhaben, wenn er im Sarg liegt?“
  2. Wichtig ist es auch, die Fragen des Kindes ehrlich zu beantworten, also wahrheitsgemäß. Man muss Kindern nicht jedes grausame Detail erzählen. Aber ihnen vorzuenthalten zum Beispiel, warum jemand gestorben ist, das schadet eher. Das Kind bekommt mit: „Da ist etwas Geheimnisvolles“, und Kinder malen sich Dinge dann oft noch viel grausamer aus, als sie in Wirklichkeit waren. Und es besteht die große Gefahr, dass das Vertrauen des Kindes in den Erwachsenen verloren geht.
  3. Erinnerungen gut bewahren. Das können Fotos sein, Videos, die man immer wieder anschaut, oder Erinnerungsstücke. Die kann man zum Beispiel in eine Erinnerungskiste legen. Eins unserer Kinder hat zum Beispiel das restliche Rasierwasser vom Papa da drin; wenn er daran riecht, spürt er den Papa wieder ganz nah.
  4. Einen Platz in der Wohnung herrichten, wo zum Beispiel ein Foto und eine Kerze stehen. Manchmal malen die Kinder auch was für den Verstorbenen.
  5. Rituale pflegen, zum Beispiel beim Essen immer die Kerze anzünden, an besonderen Tagen wie zum Beispiel dem Geburtstag des Verstorbenen etwas Besonderes machen, zum Beispiel seinen Lieblingskuchen backen, eventuell auch Verwandte dazu einladen, die genauso um ihn trauern, und offen über den Verstorbenen sprechen.
  6. Manchen Menschen bedeutet der Friedhof nichts, aber für viele ist es ein besonderer Ort, wo sie sich dem Verstorbenen nah fühlen.
  7. Den Verstorbenen nicht totschweigen, sondern ihn mit in der Familie belassen! Oft trauen sich Außenstehende nicht, über den Verstorbenen zu sprechen; den Hinterbliebenen tut das aber meist gut. Es ist für sie wohltuend zu erleben: Unser Verstorbener ist nicht vergessen. Das empfinden auch Kinder so.
  8. Besonders für den verbliebenen Elternteil ist wichtig zu wissen: Kinder brauchen auch Auszeiten – Zeiten in denen sie mit anderen Kindern spielen dürfen oder in denen sie sich zurückziehen dürfen. Das solle der Erwachsene bitte nicht als Zurückweisung betrachten.
  9. Mit der eigenen Trauer offen und ehrlich umgehen. Kinder haben oft das Gefühl, sie müssten die Eltern schonen, und übernehmen unbewusst viel zu viel Verantwortung. Als Erwachsener sollte ich dem Kind sagen: „Ich bin gerade sehr sehr traurig, aber nachher sind wir auch wieder fröhlich miteinander.“
    Wenn ich nicht aushalte, dass mein Kind weint, und alles dafür tue, dass es schnell wieder lacht, kriegt das Kind das Gefühl: „Meine Trauer ist nicht erwünscht.“
    Es geht im Grunde um Gefühle, die wir als „negativ“ bezeichnen, wie Trauer, Wut und Angst. Gut für das Kind ist es, wenn der Erwachsene ihm signalisiert: „Ich halte es aus, dass du traurig bist, wütend bist, Angst hast.“ Ein Satz wie: „Du bist ganz schön wütend darüber, dass dein Papa sich das Leben genommen hat“, bedeutet für das Kind „Ich werde verstanden“. Das ist viel besser, als tausend Erklärungen zu versuchen. Und auf keinen Fall sollte man sagen: „Du brauchst nicht traurig/wütend zu sein/Angst zu haben“, denn was das Kind da hört, ist: „Ich will dich nicht traurig sehen, mach das mit dir allein aus.“ Und genau das wollen die Eltern ihrem Kind ja ersparen.