Mama, heute bleib´ ich zuhause

Meine Tochter Elina (3 Jahre) geht schon seit 4 Monaten in den Kindergarten. Anfangs war sie sehr begeistert und nun weint sie jeden Morgen. Das verstehe ich gar nicht. Bisher hat es ihr dort doch so gut dort gefallen. Nie gab es bei der Verabschiedung Tränen. Einerseits tut sie mir leid, anderseits muss ich doch zur Arbeit. Was würden Sie tun?

Kinder, die morgens nicht in die Kita wollen. Das kennen viele Eltern. Oft schwanken Eltern dann zwischen „Stell‘ Dich nicht so an!“ oder „Dann bleibst Du heute mal zu Hause – vielleicht hat die Oma Zeit.“ Stress löst die Verweigerung in fast jeder Familie aus. Dabei können die Gründe sehr unterschiedlich sein.

Gerade nach einer gelungen Eingewöhnung sind Eltern oft überrascht, wenn das Kind nach einigen Monaten nicht mehr in die Kita will. Dabei ist das wirklich nicht so selten. Gründe dafür gibt es viele: Vielleicht wird das spannende Neue vom Alltag abgelöst? Vielleicht wird aber auch ein neues Kind eingewöhnt und die Erzieherin hat nicht mehr so viel Zeit? Oder der Kindergartenstart war für das Kind so anstrengend, dass es jetzt, wenn alles Routine wird, seine Erschöpfung erst zeigt. Aber vielleicht hat der schwere Abschied in der Kita auch ganz und gar nichts mit der Kita, sondern mit Veränderungen zu Hause zu tun.

Für viele Kinder ist ein Kita-Alltag wirklich anstrengend. Häufig haben das die Erwachsenen gar nicht im Blick. So viele neue Regeln, so viele unterschiedliche Kinder, und spannende Spielsachen, Konflikte…. Das sind viele Anforderungen, die ein Kind gleichzeitig bewältigen muss. Oft sind die Kinder den ganzen Tag lang in der Kita – auch das fordert Kinder manchmal über ihre Grenzen hinaus.

Sind Kinder mit der Situation überfordert, ist es zunächst eine sehr gesunde Reaktion – „Ich will zu Mama oder Papa!“ Kinder, die eine gute Bindung aufgebaut haben, wenden sich in belastenden Situationen an ihre Eltern, da sie sich dort sicher und geborgen fühlen. In der Kita wenden sie sich nach einer guten Eingewöhnung an die Erzieherin.

Dabei ist jedes Kind anders. Während Paula die Gruppe von Kindern toll findet und immer mit anderen im Garten spielt, mag Max viel lieber mit sich alleine spielen und seine Ruhe. Je kleiner Kinder sind, umso mehr brauchen sie im Kitaalltag die Unterstützung und Zuwendung der Erzieherinnen.

Oft vergessen Erwachsene, was für eine große Leistung es für ein Kind ist, den Kitatag zu bewältigen. Die Kinder müssen sich in der Einrichtung mit neuen Kindern und Erzieher*innen zurechtfinden. Das ist sicher vergleichbar mit dem Stress, der ein neuer Arbeitsplatz bei Erwachsenen auslöst. Darum finde ich es wichtig, dass Eltern Kinder ernstnehmen, die sich weigern in die Kita zu gehen.

Was könnten nun bei Elina mögliche Gründe sein? Fragen Sie Ihre Tochter am besten erstmal selbst: Was macht ihr Freude in der Kita und was findet sie blöd oder ungewohnt? Je entspannter die Situation ist, in der Sie mit ihrem Kind sprechen, desto mehr werden Sie erfahren. Vielleicht vermisst Ihr Kind Sie auch einfach den Tag über und möchte gerne bei Ihnen sein.
Versetzen Sie sich in die Rolle Ihres Kindes. Was braucht Ihre Tochter, um entspannt zu sein? Vielleicht hilft Benno, der Kuschelhund, der treu an seinem Platz wartet oder ein Foto von der Familie zum Auftanken in der Mittagspause. Auch vermeintliche Kleinigkeiten aus Elternsicht „Tom ist zwei Tage nicht da.“ – „Caro spielt nicht mehr mit mir!“ können ein echtes Problem für Ihr Kind sein.
Bleiben Sie im Gespräch mit den Erzieher*innen. Fragen Sie nach, wie schnell sich Elina morgens nach dem Abschied beruhigt. Was denken die
Mitarbeitenden in der Kita, warum ihr Kind

momentan nicht so gerne in die Kita geht? Was braucht Ihr Kind aus Sicht der Erzieher*innen? Vielleicht finden Sie dann auch gemeinsam eine gute Lösung für Ihr Kind.

Dabei ist klar, dass viele Eltern keine Wahl haben. Die Kita-Betreuung ist notwendig, um arbeiten zu gehen. Trotzdem ist es – nach meiner Meinung – wichtig, sich immer wieder Gedanken auch über Veränderungen bei der Betreuung der eigenen Kinder zu machen. Manchmal sind es ganz einfache Dinge: „Lina ist so gerne in die Kita gegangen und bei Felix ist es ganz anders. Darum hole ich ihn einfach etwas früher ab….“ Oder vielleicht gibt es Großeltern, die einen Nachmittag sich über den Besuch der Enkel freuen? Oder die Mutter der besten Freundin von Elina holt sie ab und nimmt sie einmal die Woche nachmittags mit auf den Spielplatz.

Fantasie ist beim gemeinsamen Leben mit Kindern immer gefragt.