Trennung = Krise für alle

Mit Veränderungen tun wir uns in der Regel schwer, sehr viele Veränderungen bedeuten erst mal eine Krise. So wie es ist, geht es nicht mehr weiter, doch der neue Weg ist noch nicht erkennbar. Wird es gut werden? Man weiß es nicht.

Schon ein ganz „normaler“ Familienumzug ist für alle Beteiligten eine Belastung, es gilt: einen neuen Platz zu finden, an dem sich alle wohlfühlen, neue Freunde zu finden, Kindergarten, Schule, Hobbies und so weiter. Das ist viel und wird nicht von allen Familienmitgliedern gleichermaßen gut verkraftet. Doch beim „normalen Umzug“ bleibt immerhin die Familie zusammen, die vertrauten Bezugspersonen sind alle noch da. Bei einer Scheidung hingegen mit anschließendem Umzug, womöglich in eine fremde Stadt, zerbrechen alle wichtigen Bezugspunkte. Das ist für alle ein schwerer Verlust. Neben den organisatorischen Veränderungen sind es vor allem emotionale Stressfaktoren, die den Alltag so beschwerlich machen.

Konflikte bewältigen

Das wohl größte Hindernis beim Finden einer „guten“ Lösung für die neue Lebenssituation sind die Emotionen der sich trennenden Partner. Einer Trennung geht in der Regel eine Zeit mit gegenseitigen Verletzungen voraus, Vertrauensbruch, Kränkungen, Enttäuschung, Streit und Wut. Wird die Trennung von einem Partner allein und überraschend vollzogen, ist es ein Schock für die Zurückgebliebenen, sie erstarren in Ratlosigkeit, Verzweiflung, Wut und Trauer.
Mit diesem Berg an aufgestauten Emotionen fällt es schwer, vernünftige Entscheidungen zu treffen und das Wohl der Kinder im Blick zu behalten. Der erste Schritt ist daher für die Eltern, sich mit den eigenen Verletzungen und dem eigenen Schmerz auseinander zu setzten. Neulich sagte mir jemand in Bezug auf seine Trennung, „Es fühlt sich an, als ob mir ein Arm abgerissen worden wäre.“ Ein gutes Bild: Mit einem fehlenden Arm lässt sich der Alltag nur erschwert bewerkstelligen. Es geht darum, die Wunden zu versorgen, um handlungsfähig zu sein, damit sinnvolle Entscheidungen zum Wohle aller getroffen werden können.

Emotionale Sicherheit für die Kinder

Wenn die Mama den Papa nicht mehr liebt, vielleicht liebt sie mich dann eines Tages auch nicht mehr? Wenn ein Papa auszieht, vielleicht geht die Mama auch irgendwann?
Fast automatisch kommt bei den Kindern die Sorge auf, dass es irgendwann selbst nicht mehr geliebt und verlassen wird. Im Grunde eine sehr logische Schlussfolgerung. Die Eltern können gar nicht genug dem Kind verständlich machen, dass sich zwar die Eltern getrennt haben, doch ihre Liebe und Fürsorge für das Kind dadurch niemals in Frage gestellt ist. Wichtiger als Worte sind Taten! Das Kind braucht echte Begegnungen, die ihm die Sicherheit vermitteln, ja, Mama und Papa sind für mich da, wenn ich sie brauche.
Eltern in der Trennungsphase stehen meist selbst unter einem großen emotionalen Druck und sind nicht immer in der Lage, die Bedürfnisse und Nöte der Kinder zu sehen und angemessen darauf zu reagieren. Eine große Unterstützung können da Großeltern, Verwandte und Freunde sein, auch Erzieherinnen im Kindergarten und Lehrer, alle Menschen die auch schon vor der Trennung eine gute Beziehung zu den Kindern hatten. Wer aus dem Umfeld kann die Familie unterstützen? Je mehr vertraute Bezugspersonen erhalten bleiben, desto leichter lässt sich der Schmerz über die Trennung der Eltern verkraften. Verlässliche Bezugspersonen sind das Allerwichtigste.Elena Pfarr