Wer wohnt wo?

Es gibt verschiedene Modelle, wie der Aufenthalt und die Betreuung der Kinder nach einer Scheidung organisiert werden kann. Jede Form hat individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen.

Bisher der Klassiker: Residenzmodell


Kommt es zur Scheidung, wird in der Regel beiden Eltern das Sorgerecht zugesprochen, die Kinder wohnen jedoch unter der Woche bei dem Elternteil, der sich in den letzten Jahren vorrangig um sie gekümmert hat. Das ist in den meisten Fällen die Mutter.
Der Vater erhält in diesem Fall ein Umgangsrecht. Üblich ist die Regelung, dass die Kinder jedes zweite Wochenende beim Vater verbringen. Die Ferien werden aufgeteilt, und auch die Feiertage gehören in eine Besuchsvereinbarung. In dieser schriftlich festgehaltenen Vereinbarungen wird genau festgehalten, wann und wie oft das Kind zu Besuch kommt, wie lange es bleibt, welche Feiertage wo verbracht werden und wer die Kosten dafür übernimmt. Sind die Kinder im Babyalter oder werden sie noch gestillt, wird meist ein stundenweiser Kontakt einmal pro Woche zugelassen, ab drei Jahren lässt man manchmal auch Übernachtungen zu.

Wechselmodell: Die Kinder pendeln

Beim Wechselmodell, auch Pendelmodell oder Doppelresidenzmodell genannt, werden die Betreuungszeiten der Kinder zwischen den Elternteilen annähernd gleichwertig aufgeteilt, die Kinder wechseln regelmäßig zwischen den Wohnungen, ob alle zwei Tage oder immer nach zwei Wochen. Eine genaue 50:50-Regelung ist kaum durchzusetzen.
Damit dieser gleichwertige Wechsel gut gelingt, sind viele Absprachen nötig und eine große Flexibilität der getrennten Partner, denn keine Taktung lässt sich stur durchziehen; immer wird es Ausnahmen geben müssen, die abgesprochen und aufgeteilt werden müssen. Das funktioniert nur, wenn beide Partner in gutem Einvernehmen miteinander sind und als Bindungspersonen hinreichend belastbar und zuverlässig sind.


Nestmodell: Kinder haben ihren Lebensort

Das Kind bleibt in der gemeinsamen Wohnung und die Eltern wechseln sich mit der Betreuung ab. So bleibt für die Kinder fast alles, wie es war; der einzige Unterschied ist, dass die Eltern nicht gemeinsam in der Wohnung sind. Ausgangspunkt für solche Überlegungen ist oft, dass es ein Familien-Eigenheim gibt, wo die Kinder fest verwurzelt sind (Nachbarschaft, Freunde, Hobbies, Schulweg etc.)
Aktuell läuft ein charmanter Film zum Thema Nestmodell im Kino: „ Wohne lieber ungewöhnlich“. Die Kinder einer Patchworkfamilie sind genervt, ständig zwischen den Wohnungen der Eltern pendeln zu müssen und beschließen, eine Kinder-WG zu gründen. Nicht mehr die Kinder sollen ständig umziehen müssen, sondern die Erwachsenen haben abwechselnd Elterndienst in der Kinder-WG. Kommentar unseres elfjährigen Sohnes zum Film: So zu leben ist ja viel cooler als eine „normale“ Familie!
Für die Erwachsenen ist das eine unbequeme und unter Umständen teurere Lösung, doch würde man die Kinder fragen, würde dieses Modell wohl oft den Vorzug bekommen.
Wo die Eltern wohnen, hängt vom Einzelfall ab, die sicher günstigste Variante ist es, wenn es eine weitere kleine Wohnung gibt, in der die Eltern abwechselnd wohnen, wenn der andere bei den Kindern im „Nest“ ist. Dafür benötigen die Eltern viel innerliche Trennungsdistanz. Wer sich nicht mehr „riechen“ kann, kann sich keine Wohnung teilen.
Hat jedes Elternteil eine eigene Wohnung, gibt es also insgesamt drei Adressen: Mamas Wohnung, Papas Wohnung und das Nest der Kinder. Die Vorteile sind offensichtlich: die Kinder behalten inmitten der Trennungswirren ihr Zuhause als sicheren Hafen, und die Erwachsenen haben jeder eine eigene Privatsphäre. Als Nachteil erscheint zunächst die Überlegung, dass drei Adressen möglicherweise das Budget der Familie sprengen könnten Nest plus zwei Wohnungen sprengt unter Umständen das Budget. So viel teurer erscheint das Nestmodell aber nicht mehr, wenn man bedenkt, dass anderenfalls beide Eltern jeweils eine große Wohnung brauchen, um genügend großen Wohnraum für die Kinder zu bieten, selbst wenn diese nur am Wochenende da sind.