Die „Mutter“ des „Kleinen Königs“

Kaum jemand der Hedwig Munck näher kennt, hat sie je ohne Stift in der Hand gesehen. Sie zeichnet, malt und kritzelt unablässig und schreckt dabei in Ermangelung von geeigneten Zeichenunterlagen auch nicht vor Fensterscheiben zurück. Bei einer Beratung im Arbeitsamt riet man der jungen Hedwig, doch Technische Zeichnerin zu werden. Da sie aber keinen Sinn für das technische hat, entschloss sie sich in Reutlingen Kunst und Mathematik auf Lehramt zu studieren. Denn Kindern war sie auch schon vor den eigenen zugetan. Doch die Liebe zum Zeichnen und Geschichten erfinden trieb sie weg von den Pädagogen hin zur Hochschule der Künste in Berlin, wo sie Visuelle Kommunikation studierte. In dieser Zeit lernte sie ihren Mann Andreas Munck kennen, mit dem sie eine eigene Firma, eine Trickfilmproduktion (Lindwurmfilm) und eine Familie (David, 1985 und Lilith, 1987) gründete.

„Durch meinen Mann, ein ausgebildeter Trickkameramann, der nun schon in der 3. Generation Filme macht, fand sich plötzlich wie von selbst eine Plattform, in der sich meine Talente entwickeln konnten“, erzählt Hedwig Munck, die nach wie vor Leben und Arbeit mit ihrem Mann teilt.

Das Sandmännchen bot Anfang der 80er noch ein Forum für junge Künstler und dort machte das Ehepaar Munck mit ihren Trickfilmen die ersten Erfahrungen als Produzenten. Bald gehörten auch die renommierten Kinderserien wie „Sesamstraße“, „Siebenstein“ und „Eene Meene Mopel“ zum Kundenkreis des Trickfilmpaares Munck.

„Der kleine König“ erblickte 1997 das Licht der Welt. „Ich hatte bis dahin Mädchenfiguren in den Mittelpunkt meiner feministisch angehauchten Geschichten gestellt“, erzählt Hedwig Munck, „die Zeit war einfach reif für einen männlichen Helden. Außerdem hatte ich, was das Königs-Milieu betrifft, ein gewisses Nachholbedürfnis. In der Faschingszeit durfte ich nie als Prinzessin gehen, weil ich unbedingt mit einer Pistole herumballern wollte. Also wurde ich immer als Cowgirl ausstaffiert.“

„Der kleine König“ wird in der Sendeschiene „Unser Sandmännchen“ ein Riesenerfolg. 52 Folgen sind derweil gesendet worden, es wären noch mehr, wenn die Muncks denn Zeit finden würden weitere zu produzieren. An Ideen fehlt es Hedwig Munck nicht: „Jegliche Art von Fehlverhalten borge ich mir aus, aber auch Missgeschicke und Alltags- Slapstick sind oft Vorbilder meiner Geschichten. Meine Familie beliefert mich da verlässlich mit Stoff.“

„Der kleine König“ unterhält nicht nur Kinder, auch die Erwachsenen kommen voll auf ihre Kosten und genießen genauso wie die Kleinen den unerschöpflichen Einfallsreichtum des gekrönten Drei-Käse-Hochs. „Die Krone steht für das Lebensgefühl dieser Altersgruppe“, erklärt Hedwig Munck, „sie fühlen sich noch als Nabel der Welt,  und mit dieser herrlichen Egozentrik können sich die Kinder identifizieren und die Erwachsenen finden ihren Nachwuchs in diesem Verhalten wider und amüsieren sich.“

Der 4-5 Jahre alte Monarch ist der eindeutige Herrscher seines Königreiches. Er ist der Größte, Beste und Schlaueste und das von Geburt an. Ausgestattet mit diesem unerschütterlichen Selbstwertgefühl erträgt er tapfer auch kleine Rückschläge und geht oft auch zart und sehr liebevoll mit seiner Umwelt um. „Das muss er auch!“, sagt Hedwig Munck mit schelmischer Strenge, „denn mit dem ‚kleinen König’ schaffe ich ja auch Wirklichkeit und ein bisschen Vorbildfunktion muss sein.“ Dabei will „Der kleine König“ den Kindern eigentlich nicht viel beibringen, eher will er ihnen den Rücken stärken, sie anregen und in ihrem Tatendrang unterstützen. Bei den Eltern hingegen plädiert er für mehr Geduld und Zeit, den Nachwuchs doch einfach mal machen zu lassen, sich auszuprobieren, um aus den eigenen Irrtümern lernen zu können.

Neben den Filmen vom „kleinen König“, die übrigens auch in Italien und Israel, in Polen, Finnland und Lateinamerika laufen, gibt es auch Bücher, Hörspiele, DVDs, Bettwäsche, Plüsch, Kalender und Besteck. 2008, im 10jährigen Jubiläumsjahr des kleinen Königs, wurde gar ein ganzer Themen-Spielplatz im Berliner Stadtteil Friedenau eingeweiht.

2005 feierte „Bebidu“ ein weiterer Wurf von Hedwig und Andreas Munck im KIKA Premiere. „Das ist so etwas wie „Sophies Welt“ für Kleinkinder“, versucht es Hedwig Munck auf den Punkt zu bringen, „Bebidu entdeckt die Welt durch seine älteren Geschwister. Das ganze läuft nonverbal, oder besser gesagt in einer Fantasiesprache mit wunderschöner Filmmusik ab.“

Auf die Idee zu der neuen Serie wurde Hedwig Munck durch die RBB-Redakteurin Anne Knabe gebracht, die schon seit vielen Jahren erfolgreich den „kleinen König“ von der Senderseite aus betreut. „Sie suchte einen Stoff für ihre jüngsten Zuschauer und meinte, das läge mir nicht. Das hätte sie lieber nicht sagen sollen“, brummt Hedwig Munck zufrieden.

Im letzten Jahr stellte das Dreamteam Munck eine neue Lieder-TV-Produktion fertig. Filmisch umgesetzt wurden klassische Kinderlieder, aber auch eigene Songs, die vom kleinen König und Bebidu szenisch dargestellt wurden. Die ersten 4 Folgen gab es in 2009, weitere Episoden folgten in 2010 und waren bis heute alle in  „Unser Sandmännchen“ zu sehen.

Weihnachten 2011 feierte Der kleine König eine ganz besondere Premiere: erstmals ist er mit einer langen Geschichte im Fernsehen zu sehen. (15min).

Das königliche „Weihnachtsspecial“ feiert seine Welturaufführung im Ki.Ka am Heiligabend unter dem Titel „Der kleine König – Das Weihnachts-Drachenei“.

2012 ist mit einer Fernseh-Wiederholung des königlichen Langfilms zum Fest rechnen.  In 2013 steht dem Mini-Monarchen ein Jubiläum ins Haus. Der kleine König zelebriert seinen 15ten Geburtstag. Das wird ab dem 04.11.13 mit 13 brandneuen Folgen im Ki.Ka groß gefeiert. 2014 war die Königserfinderin Hedwig Munck viel mit dem gekrönten Dreikäsehoch auf Lesereise und 2015 feiert eine brandneue Königs-Episode „Teddys Stiefel“ in  „Unser Sandmännchen“ im KiKA, rbb  und mdr Premiere. Ab dem 10.11.2016 bis Sommer 2017 kehrte Der kleine König ins Fernsehen zurück und war jeden Donnerstag im KiKA, mdr und rbb in „Unser Sandmännchen“ zu sehen. Mittlerweile ist Der kleine König auch bei Yotube präsent. Dort hat er längst seinen eigenen Kanal „Der kleine König TV“, in dem jeden Freitag eine neue Geschichte läuft. Der Königskanal verzeichnet mehr als 60.000 Besucher täglich und 7.5 Mio. Videoaufrufe.